Gut bedacht

Mein Onkel hat sich ein Landhaus gekauft mit einer schönen alten Allee. Weil aber deren Blätterdach schon undicht war, hat er ein neues machen lassen. Leider waren die Bäume zu schwach, es zu tragen, also ließ er auch die Stämme austauschen. Nun kann er endlich im Regen spazieren gehen, ohne nass zu werden.

Well thought out – My uncle bought a country house with a beautiful old avenue. But because their leafy canopy was already leaking, he had a new one made. Unfortunately the trees were too weak to support it, so he had the trunks replaced too. Now he can finally go for a walk in the rain without getting wet.

Neues aus dem Tierreich (17)

Bekanntlich wird jede ökologische Nische früher oder später besetzt, weshalb Wien wie andere Großstädte nun vor dem Problem steht, dass eine invasive Art die von den erfolgreich vergrämten Stadttauben hinterlassene Lücke ausfüllt. Die Touristen finden sie zwar putzig, aber da sie bevorzugt in den Kircheninnenräumen nisten, sind Gottesdienste inzwischen nicht mehr ungestört durchzuführen. Außerdem ist der Kot der kleinen Wesen noch aggressiver als der von Tauben. Dennoch will die katholische Kirche einem kontrollierten Abschuss der Putten nicht zustimmen.

News from the animal kingdom – As is well known, every ecological niche is occupied sooner or later, which is why Vienna, like other large cities, is now faced with the problem of an invasive species filling the gap left by the successfully deterred city pigeons. Tourists find them cute, but since they prefer to nest inside churches, church services can no longer be held undisturbed. In addition, the droppings of these little creatures are even more aggressive than that of pigeons. Nevertheless, the Catholic Church does not want to agree to a controlled shooting of the putti.

Gebrauchsanweisung für Wien

Wer in Wien ‚Sisyphos’ sagt, muss auch immer ‚und Franz’ sagen. Und dann eine ruhige Mozartkugel schieben.

Instructions for Vienna – Anyone who says ‚Sisyphus‘ in Vienna always has to say ‚and Franz‘. And then calmly push a Mozart ball.

Im Café Jelinek in Wien

Welche Farbe die Tapeten im Café Jelinek einmal hatten, ist nach ungefähr 1000 Jahren Räucherung durch Pfeifentabak, Fritierdämpfe und schwere Gedanken nicht mehr zu erkennen. Vermutlich ist, was wie ein Muster unter der Patina aussieht, das Kräuseln der Zeit selbst, die wie Wellen am Gestade eines Ozeans ihre Spuren hinterlässt. Man muss nur Geduld haben, um die Zeit dabei beobachten zu können, also bleibt man einfach hocken und bestellt noch ein Achtel, oder besser ein Viertel. Ach was, Herr Ober, bringens doch bitte gleich die ganze Flasche.

At Café Jelinek in Vienna – What color the wallpaper in the Café Jelinek once had can no longer be recognized after about 1000 years of smoking with pipe tobacco, frying vapors and heavy thoughts. Presumably what looks like a pattern beneath the patina is the ripple of time itself, leaving its mark like waves on an ocean shore. You just have to be patient to keep track of the time, so just sit back and order an eighth, or even better, a quarter. Nevermind, waiter, please bring the whole bottle right away.

Das Monster im Park

Einer der beiden Flaktürme im Augarten und einer von insgesamt sechs in Wien, die noch am Ende des Krieges völlig sinnlos von Zwangsarbeitern errichtet werden mussten. Bisher kannte ich den nur aus dem Brenner-Roman von Wolf Haas, aber nun stand ich zum ersten Mal tatsächlich davor und das monströse Betongebirge baute sich fünfzig Meter hoch und quasi unzerstörbar vor mir auf. Angesichts der Umstände seiner Errichtung verbietet sich der Gedanke, aber dennoch finde ich, dass es genau das wäre, was München verdient hätte und zwar das Hundertfache davon, denn nirgendwo wird häufiger daran erinnert, dass der A.H. „ja eigentlich ein Österreicher war“.

The monster in the park – One of the two flak towers in the Augarten and one of a total of six in Vienna that had to be erected preposterously by forced laborers at the end of the war. So far I only knew it from Wolf Haas’s Brenner novel, but now I actually stood in front of it for the first time and the monstrous an almost indestructible concrete mountain rose fifty meters high in front of me. Given the circumstances of its construction, the thought is out of the question, but I still think it would be exactly what Munich deserved, and a hundred times that, because nowhere is it more often reminded that A.H. „actually was an Austrian“.