
Don’t jump off the edge of the pool!
(Erschienen / pubilshed in „Glöcklein der Albernheit“, Bd. 1)
Texte und Bilder /// Texts and Images
Als dem Metzger aus Versehen die Kettensäge ausgerutscht war und er sich entzweigeteilt hatte, dachte er sich, da könne man was draus machen, erwarb das Gebäude nebenan und drapierte seinen nunmehr nutzlosen Unterleib auf dessen Dach. Die Leute wurden natürlich neugierig, weil überhaupt nicht ersichtlich war, womit in diesem Geschäft gehandelt wurde. Träume kauft man ja üblicherweise nicht in einem Laden. Damit hatten sie auch absolut Recht, wie sich jedoch erst später herausstellte, denn nachdem die Kunden zuhause in dem Glauben, sie hätten einen Traum erworben, schlafen gingen, wurden sie ausnahmslos von Alpträumen gequält, in denen Kettensägen eine wesentliche Rolle spielten. Reklamationen jedoch waren stets erfolglos.
Business acumen – When the butcher accidentally slipped his chainsaw and split himself in two, he figured something could be done about it, so he bought the building next door and draped his now useless abdomen on its roof. Of course, people were curious because it was not at all clear what was being traded in this shop. You don’t usually buy dreams in a store. They were absolutely right about that, but as it turned out only later, after customers went to sleep at home thinking they had bought a dream, they were invariably plagued by nightmares in which chainsaws played an integral part. Complaints, however, were always unsuccessful.
Niemand kümmert sich um die riesigen Möwen, die diesen Strand auf der Nordinsel Neuseelands bevölkern. Der Neuseeländer regt sich offenbar über nichts auf, nicht einmal wenn er gefressen wird. Die Leute joggen trotzdem munter weiter. Erstaunlich!
Other countries other manners – No one cares about the giant seagulls that frequent this beach on New Zealand’s North Island. The New Zealander doesn’t seem to get upset about anything, not even when he’s eaten. People keep jogging anyway. Astonishing!
Ich bin ja schon froh, wenn ich einen Baum von einem Strauch unterscheiden kann, aber hier habe ich mich auch mit Vermutungen zurückgehalten: Sind das Blumen, die Vögel imitieren, die wie Blumen aussehen, oder sind es Vögel, die Blumen imitieren, die wie Vögel aussehen? Wäre ein Supermarkt in der Nähe gewesen, hätte ich Vogelfutter und Dünger gekauft, um es herauszufinden. Nun aber muss ich wohl dumm bleiben.
Travesty – I’m happy when I can tell a tree from a bush, but I’ve also held back my guesses here: are these flowers imitating birds that look like flowers, or are they birds imitating flowers that look like birds? Had there been a supermarket nearby I would have bought bird seed and fertilizer to find out. But now I must remain stupid.
Eigentlich ist es ja so, dass auf einer Reise ans andere Ende der Welt nichts erwartbarer ist als eine unerwartete Begegnung, aber ich war dann doch recht überrascht, als ich in Neuseeland auf einen Brontosaurus traf. Wir haben uns ein bisschen unterhalten – die Neuseeländer sind ja sehr kontaktfreudig und freundlich – aber als ich zum Abschied um ein gemeinsames Foto bat, äußerte er den Wunsch, unerkannt zu bleiben. Das habe ich selbstverständlich respektiert und nur ein Bild seines Fußes gemacht, damit Sie sich eine Vorstellung machen können.
Unexpected Encounter – Actually, on a trip to the other end of the world, nothing is more to be expected than an unexpected encounter, but I was quite surprised when I met a brontosaurus in New Zealand. We talked for a bit – New Zealanders are very sociable and friendly – but when I asked for a photo together as I left, he expressed a wish not to be recognised. I respected that of course and just took a picture of his foot so you can get an idea.
Was den Gebäuden in Neuseeland fehlt, zumindest den Altbauten, und die meisten Leute leben in alten Holzhäusern, das sind eine ordentliche Dämmung und eine Zentralheizung. Im dortigen Winter habe ich die Vorzüge einer Heizdecke kennengelernt, während ein anderer sich offenbar ein Dieselaggregat ins Zimmer gestellt hat. Es war laut und es hat gestunken, aber die Passanten sind einfach über die rußige Abgaswolke gestiegen, als sei es das Normalste in der Welt.
House exhaust – What the buildings in New Zealand lack, at least the older buildings and most people live in old wooden houses, are proper insulation and central heating. In the winter there I got to know the advantages of an electric blanket, while somebody apparently put a diesel generator in his room. It was loud and it smelled, but passers-by just stepped over the sooty cloud of exhaust as if it was the most normal thing in the world.
In keiner anderen Stadt habe ich auf so wenig Raum so viel Groteskes, Überraschendes, Schönes und Unfassbares gesehen wie in Auckland. Mitten in der Stadt gibt es oben auf einer Kuppe einen kleinen dreieckigen Park, dessen Wege von den dicken Ästen der dortigen Bäume überwuchert werden, vermutlich schon seit Jahrzehnten. Der Park wird aber nach wie vor benutzt. Mittags sah ich Menschen aus den Büros kommen und über die Äste klettern, um auf einer der Bänke ihre Pause zu verbringen. Niemand scheint sich daran zu stören, niemand ruft, wie es in Deutschland geschehen wäre, das Ordnungsamt und beschwert sich. Man lässt den Dingen ihren Lauf und erfreut sich an der bizarren Schönheit, die daraus entsteht.
Beauty through serenity – In no other city have I seen so many grotesque, surprising, beautiful and incomprehensible things in such a small space as in Auckland. In the middle of the city there is a small triangular park on top of a knoll, the paths of which have been overgrown by the thick branches of the trees there, probably for decades. However, the park is still in use. At noon I saw people coming out of the offices and climbing over the branches to take a break on one of the benches. Nobody seems to be bothered by it, nobody calls the regulatory office and complains, as would have happened in Germany. You let things take their course and enjoy the bizarre beauty that comes from it.
Die Kauribäume in Neuseeland werfen im Laufe ihres Lebens immer wieder die unteren Äste ab, um sich so vor parasitären Pflanzen zu schützen. Da das Kauriholz rot ist, sieht so ein frisch abgeworfener Ast aus wie ein aus dem Gelenk gedrehter Arm. Ich war mir auf den ersten Blick nicht sicher, ob ich die Polizei holen sollte.
Creepy! – New Zealand’s kauri trees shed their lower branches throughout their lives to protect themselves from parasitic plants. Since the kauri wood is red, a freshly shed branch looks like a twisted arm. At first glance I wasn’t sure if I should call the police.