Die Abenteuer von Pavel Havel (1)

Eines Tges km Pvel Hvel, dem berühmten tschechischen Großmeister ller Klssen gnz plötzlich der Buchstbe bhnden. Weil er ber bhnden km, wollte niemnd Pvl Hvel gluben, d er j den Vokl nicht mehr usprechen konnte. Es km noch schlimmer! Pltzlch kmn hm ch ll ndrn Vkl bhndn: Ncht nr ds, sndrn ch ds nd ds. Sgr ds wr ncht mhr d! Vrflxt! – Dch s wr d tschchsche Sprche rfndn!

The Adventures of Pavel Havel
One dy Pvel Hvel, the fmous Czech grnd mster of ll clsses, suddenly lost the letter. But becuse it ws lost, nobody wnted to believe Pvel Hvel, since he could no longer pronounce the vowel. It got worse! Sddnly h lst ll thr vwls: Nt nly th, bt ls the nd th. vn th ws n lngr thr! Drn! – Bt tht’s hw th Czch lngg ws nvntd!

Erschienen / published in Titanic 12/2020

Anmerkung: Pavel Havel hat bestätigt, dass es vollkommen mit den Gesetzen der Natur und des Menschen vereinbar ist, dass sein erstes Abenteuer nach seinem zweiten veröffentlicht wird.

Note: Pavel Havel has confirmed that it is completely compatible with the laws of nature and man that his first adventure should be published after his second.

Die Abenteuer von Pavel Havel (2)

Eines Tages wurde Pavel Havel, der berühmte tschechische Großmeister aller Klassen von seiner Frau aus Wut über eine Nichtigkeit aus dem Fenster geworfen. Weil aber Pavel Havel wusste, was aus so einer Sache an Unheil erwachsen kann und die Nichtigkeit wirklich nicht der Rede wert war, machte er auch kein Aufhebens davon, sondern stürzte sich sogleich selbst ein weiteres Mal aus dem Fenster, und dann ein drittes und ein viertes Mal, und dies tat er solange, bis sich die Menschenmenge auf der Straße unterhalb des Fensters aus Überdruss und Langeweile zerstreute.

The adventures of Pavel Havel
One day, Pavel Havel, the famous Czech grandmaster of all classes, was thrown out the window by his wife out of anger over something nothing. But because Pavel Havel knew what disaster could result from such a thing and the negligence was really not worth mentioning, he made no fuss about it, but immediately rushed himself out of the window one more time, and then a third time and a fourth, and he did so until the crowd in the street below the window of weariness and boredom dispersed.

Erschienen / Published in Titanic 10/2020

Nur konsequent, Berufsschule für Mediengestaltung in Fürth,

ist es, dass deine Schülerinnen und Schüler aus ganz Bayern zum Blockunterricht anreisen müssen, weil ein in Zeiten der Pandemie u.U. angesagter Online-Unterricht den Auszubildenden ein völlig falsches Bild der bundesdeutschen Medienrealität vermitteln würde. Davon, dass es sich um „Neuland“ handelt, von dem eigentlich keiner so recht weiß, ob man nicht vielleicht doch in Indien gelandet ist, kann man sich auf deiner homepage überzeugen, auf der schon jetzt „Informationen zur Abschlussprüfung Sommer 2015“ angekündigt werden, freilich ohne funktionierenden link. Weiter so! Titanic

It’s only consistent, vocational school for media design in Fürth,
that your students from all over Bavaria have to travel to block lessons, because in times of pandemic an online lesson would give the trainees a completely wrong picture of the German media reality. You can see for yourself that this is „new territory“, which nobody really knows whether you might have landed in India after all, on your homepage, on which „Information on the final exam summer 2015“ is already announced, of course without a working link. Keep it up! Titanic

Erschienen / published in Titanic 10/2020

Hallo Julia!

Du hast bei Spiegel-online unter die Nachricht, dass in München sechs Personen mit einem PKW in eine Menschenmenge gefahren sind, um anschließend auf die Opfer einzuprügeln, kommentiert: „6 Personen. Da weiß jeder, was das für Leute sind.“ Natürlich weiß jeder, dass es sechs Clowns waren, sonst hätten sie niemals in dem Auto Platz gefunden. Oder was meinst du? Grüßle: Titanic

Hello Julia!
At Spiegel-online, you commented on the news that six people drove into a crowd in Munich in a car and then beat the victims: “6 people. Everyone knows what kind of people they are.” Of course, everyone knows that there were six clowns, otherwise they would never have fit in the car. Or what do you mean? With little regard: Titanic

Erschienen / published in Titanic 9/20

Wie, Schröder Gerd,

haben Sie das wieder angestellt? Da hat sich Äthiopien ein Jahrhundertbauwerk gegönnt und es Ihnen gewidmet: Der Grand-Ethiopian-Renaissance-Dam („Gerd“) ist bis zu 155 Meter hoch, also nur geringfügig kleiner als Ihr Ego, und durchschneidet mit seiner Mauer kilometerweit das Niltal. Sein Reservoir soll dreimal so groß werden wie der Bodensee. Respekt. Irgendetwas müssen Sie wohl richtig gemacht haben, aber was? Ratlos: Titanic

How, Schröder Gerd,
did you do that again? Ethiopia has given itself a building of the century and dedicated it to you: The Grand Ethiopian Renaissance Dam („Gerd“) is up to 155 meters high, which is only slightly smaller than your ego, and cuts through the Nile Valley with its wall for miles. Its reservoir is said to be three times the size of Lake Constance. Respect. You must have done something right, but what? Perplexed: Titanic

Erschienen / published in Titanic 9/20

Du, „Ambulanter Pflegedienst Lazarus“ aus München,

muss man dich eigentlich erst von den Toten auferstehen lassen, wenn man dich braucht, oder willst du andeuten, man brauche sich gar nicht die Mühe machen, dich zu rufen, wenn man nicht mindestens tot ist? Would prefer not to: Titanic

You, „Lazarus Outpatient Nursing Service“ from Munich,
do you really have to let yourself be resurrected from the dead when you are needed, or do you want to suggest that we do not have to bother calling you if we are not at least dead? Would prefer not to: Titanic

Erschienen / Published in Titanic 7/2020

Raum und Zeit

Neulich fuhr ich durch die Provinz und mein Weg führte mich durch Dörfer und Weiler. Nur selten sah ich einen Menschen und wenn doch, folgte mir ein Blick, in dem Erstaunen sich mit Misstrauen mischte. Die Orte trugen Namen, deren Bedeutung mir verschlossen blieb, so wie auch die Häuser wenig einladend und dumpf in der eintönigen Landschaft herumstanden. Sie sahen sich alle nicht nur ähnlich, bald meinte ich, im Kreis zu fahren, gefangen in einer Raumzeitschleife zwischen Vorkriegshausen und Langweiler. Zum Glück kam ich dann an einem hässlichen Gewerbegebiet vorbei.

Space and Time
The other day I drove through the province and my way led me through villages and hamlets. Only rarely did I see a human being, and if so, a look followed me, in which astonishment mingled with mistrust. The places bore names, the meaning of which remained incomprehensible, just as the houses stood uninvitingly and dully in the monotonous landscape. Not only did they all look alike, but I soon thought I was riding in circles, caught in a space-time loop between Prewarborough and Boringstoke. Luckily I passed an ugly commercial area.

Erschienen / published in Titanic 7/2020

Das Ende ist nah

Nachdem 2012 überraschend der Maya-Kalender endete und darum, wie jeder weiß, die Welt unterging (wie sich später herausstellte, handelte es sich zum Glück nur um die Bielefelder Halbwelt), ist nun bekannt geworden, dass am 31.12. der Meier-Kalender endet. Die Familie Meier ist bestürzt und ratlos: „Damit haben wir nicht gerechnet!“, sagt Heinz Meier aus Oer-Erkenschwick. „Wir haben den Kalender schon im letzten November im Fachhandel gekauft und seitdem hat er einwandfrei funktioniert.“ Herr Meier ist pensionierter Realschullehrer und neigt daher nicht zu Gefühlsausbrüchen, doch man sieht ihm den Schock noch an. Mit zitternden Händen zeigt er uns das fragliche Stück: „Hier, schauen Sie, auf Montag folgt Dienstag, Mittwoch und so weiter. Januar, Februar, März, alles schien in Ordnung zu sein. Und nun das!“ Tatsächlich: Nach dem 31. Dezember ist Schluss. Es folgt noch ein leeres Blatt, vielleicht als Hinweis auf das Nichts, das danach vermutlich kommt. Wir fragen an bei der Philosophischen Abteilung der Volkshochschule Ingolstadt. Der dortige Dekan Dr. Kant (nicht verwandt oder verschwägert) will das so nicht gelten lassen. Nach Ernst Bloch seien in der menschlichen Erfahrung des Mangels als Ausdruck einer fundamentalen Nichtigkeit einer Gegenwart durchaus auch Tendenzen auf ein mögliches, volles Sein angelegt. Er könne freilich trotzdem „nicht ausschließen, dass wir alle am Arsch sind“. Die Familie Meier erwägt nun zu klagen, weiß allerdings nicht gegen wen und fühlt sich von den Behörden allein gelassen: „Als ich zur Polizei bin, haben die mich ausgelacht!“ berichtet Herr Meier fassungslos. Nicht einmal auf der Gemeinde habe man ihn verstehen wollen und stattdessen darauf bestanden, dass auch nach dem Ende der Welt Grundsteuer und Abfallgebühren fällig würden. In seiner Not habe er sich an den Hersteller des Kalenders gewandt, doch der habe jede Verantwortung zurückgewiesen. Man habe die Wochentage und Monate nicht erfunden und könne nichts dafür. Er solle sich an die Babylonier halten, die hätten sich das wohl ausgedacht. Ein Anruf bei der irakischen Botschaft blieb jedoch ergebnislos. „Die haben alles auf die USA geschoben und behaupteten, der islamische Kalender sei sowieso nicht betroffen.“ Auch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig fühlt sich nicht zuständig. Sie sei mit der Verbreitung der gesetzlichen Zeit beauftragt, nicht mit deren Herstellung. Das sei vermutlich die Aufgabe des Gesetzgebers, doch weder der Bundestag noch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, in dessen Geschäftsbereich die Zeitmessung fällt, waren zu einer Stellungnahme bereit. Die beiden großen christlichen Konfessionen zeigen sich erstaunlich skeptisch, obwohl die Vision einer Endzeit doch zu ihrem Markenkern gehört. „Wir Katholiken haben schlicht und einfach keine Zeit, uns mit jedem dahergelaufenen Weltuntergang zu befassen“, verrät uns ein Kardinal aus einem südlichen Bundesland. „Wir haben schließlich das weltgrößte Immobilienvermögen zu verwalten. Da verbietet sich ein Weltuntergang von selbst.“ Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verweist darauf, dass sich auf dem letzten Kirchentag keine Mehrheit für einen Weltuntergang gefunden habe. Der zuständige Militärbischof hätte sowieso sein Veto eingelegt. Herr Meier erwägt nun, den Kalender händisch zu ergänzen, zumindest um ein paar Tage: „Meine Frau und ich würden im Januar gerne noch unseren Hochzeitstag feiern.“ Dass dieser kleine, ehrenwerte Betrugsversuch den Weltuntergang tatsächlich abwenden wird, hält Herr Meier allerdings selbst für unwahrscheinlich: „Sagen Sie es nicht meiner Frau, aber das romantische Wochenende auf Sylt habe ich schon abbestellt.“ Die Familie Meier scheint bereit, sich ins Unvermeidliche zu fügen und könnte anderen darin ein Vorbild sein: „Nutzt ja nix. Irgendwann ist eben Schluss.“ Verbraucherschützer bestätigen diese Auffassung, warnen aber vor einem sorglosen Umgang mit der verbleibenden Zeit. Bevor nicht geklärt sei, ob es eine Zukunft gebe, solle jeder jeden Tag so leben, als sei es der letzte.

(Heute in der taz.Die Tageszeitung)

The end is near
After the Mayan calendar ended surprisingly in 2012 and, as everyone knows, the world endet (luckily, it turned out to be only the Bielefeld half-world), it has now become known that on December 31. the Meier calendar ends. The Meier family is dismayed and at a loss: „We didn’t expect that!“ says Heinz Meier from Oer-Erkenschwick. „We bought the calendar from a specialised retailer last November and it has worked perfectly since then.“ Mr. Meier is a retired high school teacher and is therefore not prone to outbursts of emotion, but you can still see the shock. With trembling hands he shows us the piece in question: “Here, look, Monday follows Tuesday, Wednesday and so on. January, February, March, everything seemed fine. And now that! ”Indeed: after December 31st it is over. A blank sheet follows, perhaps as an indication of the nothing that is likely to come afterwards. We inquire at the Philosophical Department of the Ingolstadt Adult Education Center. The local dean Dr. Kant (not related) does not want to accept that. According to Ernst Bloch, in the human experience of deficiency as an expression of a fundamental nullity of a present, tendencies towards a possible, full being are also laid out. Nevertheless, he could “not rule out that we are all fucked up”. The Meier family is now considering to sue someone, but does not know who, and feels left alone by the authorities: „When I went to the police, they laughed at me!“ reports a stunned Mr. Meier. They didn’t even want to understand him in the community and insisted instead that property taxes and garbage fees would still be payable after the end of the world. In his distress, he turned to the manufacturer of the calendar, but they rejected any responsibility. They had not invented the days of the week and months and could not help it. He should stick to the Babylonians, they would have made that up. However, a call to the Iraqi embassy was unsuccessful. „They put the blame on the USA and claimed that the Islamic calendar was not affected anyway.“ The Federal Institute of Physics and Metrology in Braunschweig does not feel responsible either. It is charged with the dissemination of the legal time, not with its production. That is presumably the task of the legislature, but neither the Bundestag nor the Federal Ministry for Economic Affairs and Energy, in whose purview timekeeping falls, were ready to comment. The two great Christian denominations are surprisingly skeptical, even though the vision of an end times belongs to their core brand. “We Catholics simply do not have time to deal with every random end of the world”, reveals a cardinal from a southern federal state. “After all, we have to manage the world’s largest real estate assets. Therefore it is self-evident, that an end of the world is excluded. ”The Evangelical Church in Germany (EKD) points out that no majority for an end of the world was found at the last church day. The responsible military bishop would have vetoed it anyway. Mr. Meier is now considering adding to the calendar by hand, at least a few days: „My wife and I would like to celebrate our wedding anniversary in January.“ However, Mr. Meier considers that this small, honorable attempt to defraud will actually avert the end of the world unlikely: „Don’t tell my wife, but I have already canceled the romantic weekend on Sylt.“ The Meier family seems ready to accept the inevitable and could be a role model for others: „It’s useless. At some point it will end.” Consumer advocates confirm this view, but warn against careless use of the remaining time. Before it is clear whether there is a future, everyone should live every day as if it were the last.

(Pubished today in the newspaper taz. Die Tageszeitung)

Nice, Internationaler Währungsfonds (IWF)!

Du hast Pakistan im Kampf gegen die Corona-Krise einen Notkredit in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro gewährt. Mit der Finanzhilfe könne mehr Geld für Gesundheit ausgegeben werden. Nun hat Pakistan Milliarden in Atomwaffen gesteckt, die Taliban finanziert und führt zugleich einen jahrzehntelangen Krieg gegen Indien, der sicher auch kein Schnäppchen ist. Du, IWF scheinst da sehr nachsichtig zu sein, oder hat man dir ein Angebot gemacht, das du nicht ablehnen konntest? Die nächste Milliarde bitte zu uns, Schufa ist okay! Titanic

Nice, International Monetary Fund (IMF)!
You granted Pakistan an emergency loan of around 1.3 billion euros in the fight against the corona crisis. With the grant, more money could be spent on health. Now Pakistan has put billions in nuclear weapons, financed the Taliban and at the same time waging a decade-long war against India, which is certainly not a bargain. You, IMF, seems to be very forgiving, or has an offer been made that you couldn’t refuse? The next billion please to us, credit ratings are okay! Titanic

Erschienen / published in Titanic 6/2020