*hüstel hüstel

Als sich die italienischen Einwanderer 1919 in Montreal eine Kirche gebaut haben, wollten sie es sich hübsch machen und tatsächlich ist der Innenraum der Kirche zwar ein eklektizistischer Fiebertraum, aber durchaus schön anzusehen. Jedenfalls denkt man das, bis man das Fresko in der Apsis näher betrachtet.

Dort wird nicht nur der Duce zu Pferde gefeiert, sondern auch die Kollaboration der katholischen Kirche mit dem italienischen Faschismus verklärt.

Die christliche Missionierung der Afrikaner, die hier fast durchweg als Kinder dargestellt werden, war freilich kein zivilisatorisches Projekt, sondern brutaler Kolonialismus. Eine historische Einordnung, gar eine kritische, findet sich nirgends im Gebäude; man scheint bis heute kein Problem mit dem Fresko zu haben, so wie ja auch ein Großteil der Italiener in Italien ein ziemlich ungezwungenes Verhältnis zum Faschismus pflegt. Als Deutscher kann man das befremdlich finden, zumindest solange, bis das Bürgertum unter dem Druck der Höcke-Nazis dann doch die bildungspolitische Wende um 180 Grad vollzieht.

*cough cough – When the Italian immigrants built a church in Montreal in 1919, they wanted to make it look pretty and, although the interior of the church is an eclectic fever dream, it is certainly beautiful to look at. At least, that’s what you think until you take a closer look at the fresco in the apse. It not only celebrates the Duce on horseback, but also glorifies the collaboration of the Catholic Church with Italian fascism. The Christian missionization of the Africans, who are almost always portrayed as children, was of course not a civilizing project, but brutal colonialism. There is no historical classification, let alone a critical one, anywhere in the building; to this day, no one seems to have a problem with the fresco, just as the majority of Italians in Italy have a fairly relaxed relationship with fascism. As a German, you may find this strange, at least until the bourgeoisie, under pressure from the Höcke-Nazis, makes a 180-degree turn in educational policy.

Freundlicher Empfang

Eine Stunde nördlich von Montreal liegt ein kleiner See umgeben von Wald und tausenden weiteren kleinen Seen, die alle nicht sehr tief und nicht sehr kalt sind, aber groß genug für ein paar Zweibeiner, ein Kajak und eine Menge Viehzeug, das die Besucher aus der Stadt sehr exotisch findet und neugierig guten Tag sagt. Im Wasser tummeln sich kleine Fische, die mir ganz sacht den Sonnenbrand vom Rücken nagen – anscheinend schmecke ich noch gut. Auf dem Wasser tanzen die Wasserläufer, auf Französisch ‚les danseuses‘. Ich würde ja gerne mittanzen, aber das würde die kleinen Fische vertreiben, also lasse ich es. Eine handtellergroße Libelle landet auf meinem Oberarm, offensichtlich werde ich als Rastplatz für tauglich befunden, ein Hirsch schaut neugierig aus dem Gebüsch, was da schon wieder los ist, der Biber aber lässt sich ungern beim Bäumefällen stören und macht das auch unmissverständlich klar. Als dann langsam der Tag zu Ende geht, hört man den Loon schreien. Er scheint sehr traurig zu sein, aber tatsächlich ruft er nur seine Gattin herbei: Das müsse sie sich ansehen! Leider sind dann auch die Mücken sehr begeistert über den so unerwartet reich gedeckten Abendbrottisch und laben sich dran.

Friendly welcome – One hour north of Montreal there is a small lake surrounded by forest and thousands of other small lakes, none of which are very deep or very cold, but big enough for a few two-legged creatures, a kayak and a lot of animals that find the visitors from the city very exotic and say hello curiously. Small fish are swimming in the water, gently gnawing the sunburn off my back – apparently I still taste good. The water striders, in French ‚les danseuses‘, are dancing on the water. I would like to dance with them, but that would scare the small fish away, so I don’t. A dragonfly the size of a palm lands on my upper arm, I am obviously deemed suitable as a resting place, a deer looks curiously out of the bushes to see what is going on again, but the beaver doesn’t like to be disturbed while felling trees and makes that very clear. As the day slowly comes to an end, you can hear the loon screaming. He seems very sad, but in reality he is just calling his wife over: she has to look at it! Unfortunately, the mosquitoes are also very excited about the unexpectedly richly laid dinner table and feast on it.

Freunde in der Fremde finden

Die Kanadier sind wie die Deutschen nicht gerade berühmt für ihren Humor, aber wenn man sie erst einmal kennengelernt hat, machen sie gerne komische Sachen und lassen sich auch mal auf den Arm nehmen.

Finding friends abroad – The Canadians, like the Germans, are not exactly famous for their sense of humor, but once you get to know them, they like to do funny things and let you pull their leg (i.e. in German ‚take them on the arm‘).

Generationenkonflikt

Auf einem Kinderspielplatz in Montreal wurde die größte Rutsche der Welt gebaut. Natürlich waren alle Kinder begeistert, doch kurz vor der Eröffnung machte die Stadtverwaltung klar, dass die Benutzung Kindern unter 18 Jahren untersagt sein werde. Außerdem müsse jeder, der hinunterrutschen möchte, ein ärztliches Attest vorweisen, dass er nicht bei Trost ist. Aus Kinderkreisen verlautet, dass man von den Erwachsenen nichts anderes erwartet habe und darum einfach noch mehr Zeit mit dem Handy verbringen werde. Und außerdem wolle man ein Eis. Und zwar sofort!

Generational conflict – The world’s largest slide was built on a children’s playground in Montreal. Of course, all the children were excited, but shortly before the opening the city administration made it clear that all children under 18 would be prohibited from using it. In addition, anyone who wants to slide down must present a doctor’s certificate stating that they are not in their right mind. Children say that they expected nothing else from the adults and will therefore simply spend even more time on their cell phones. And they also want an ice cream. And they want it immediately!

Gute Idee!

Aus Montreal stammt ein interessanter Vorschlag, wie der russische Angriffskrieg in der Ukraine beendet oder zumindest gestoppt werden könnte. Natürlich müssten die Schilder übersetzt werden, aber wenn man ein paar zehntausend davon an der Grenze aufstellt, sollte die russische Armee schon eine Weile aufgehalten werden können.

Good idea! – An interesting proposal has come from Montreal on how to end or at least stop the Russian war of aggression in Ukraine. Of course, the signs would have to be translated, but putting up a few tens of thousands of them at the border should be able to hold off the Russian army for a while.

Kanadische Achterbahn

Was kaum jemand weiß, ist, dass die Achterbahn tatsächlich in Kanada erfunden worden ist. Aber weil Kanadier höfliche Leute sind, die niemandem auf die Nerven gehen wollen und darum die Extreme meiden, erscheint die kanadische Achterbahn den Touristen, vor allem jenen aus den USA, ziemlich langweilig. Man kann sie aber kostenlos und im eigenen Auto befahren, was wiederum den südlichen Nachbarn recht gut gefällt.

Canadian roller coaster – What hardly anyone knows is that the roller coaster was actually invented in Canada. But because Canadians are polite people who don’t want to get on anyone’s nerves and therefore avoid extremes, the Canadian roller coaster seems pretty boring to tourists, especially those from the USA. But you can ride it for free and in your own car, which in turn is quite popular with their southern neighbors.