Wie es wirklich war (31)

Über die Umstände, unter denen Bouchard 1799 den Stein von Rosetta gefunden hat, gibt es zwei Versionen. Wenig bekannt ist jedoch, dass beide Geschichten falsch sind, denn in Wahrheit ist der in London ausgestellte Stein eine Kopie, die Bouchard selbst aus dem Gedächtnis angefertigt hat. Nach der Entdeckung des Steines verbreitete sich die Neuigkeit unter den französischen Soldaten, die, wie das Touristen und Besatzungsmächte eben machen, alle ihre Namen oder andere Obszönitäten auf dem Stein hinterließen, während Bouchard nur kurz auf der Toilette war.

How it really was There are two versions of the circumstances under which Bouchard discovered the Rosetta Stone in 1799. What is little known, however, is that both stories are false, as the stone on display in London is actually a copy that Bouchard himself made from memory. After the stone’s discovery, the news spread among the French soldiers, who, as tourists and occupying forces do, all inscribed their names or other obscenities on the stone while Bouchard was only briefly using the restroom.

Aus dem Familienalbum (79)

Ich kann es nicht selbst bezeugen, weil ich noch zu klein war, aber angeblich waren die ersten Worte meines Cousins „umgekehrte Wagenreihung“. Während andere Kinder, ich eingeschlossen, ‚Mama‘ oder ‚Papa‘ sagten und dafür gelobt wurden, sagte mein Cousin angeblich nur Dinge wie ‚Ihr Anschluss wird leider nicht erreicht‘ und ‚Wir bitten um Ihr Verständnis‘, obwohl es meist gar keinen Sinn ergab. Ich verstand nur Bahnhof. Dafür, das behauptete zumindest meine Mutter, nannte mein Cousin seinen Vater ‚Auto‘ und rief ‚Ball‘ sobald er seine Mutter sah, was durchaus eine nachvollziehbare Assoziation ist. Seine Eltern sagten dann später gegenüber der Polizei, mein Cousin sei eines Tages verschwunden und habe nur eine Notiz hinterlassen, dass die Bahn nun an die Börse gehe. Sie hätten erleichtert gewirkt.

From the family album – I can’t personally testify because I was too young, but apparently my cousin’s first words were „reverse carriage order.“ While other children, including me, said „Mom“ or „Dad“ and were praised for it, my cousin supposedly only said things like „Unfortunately, your connection will be missed“ and „We ask for your understanding,“ even though it usually made no sense at all. It was all creak to me. On the other hand, or so my mother claimed, my cousin always called his father „car“ and shouted „ball“ whenever he saw his mother, which is a perfectly understandable association. His parents later told the police that my cousin disappeared one day and left only a note saying that the railway was going public. They seemed relieved.

Neues aus dem Wald (17)

Nicht nur die menschliche Gesellschaft überaltert, auch der Wald hat dieses Problem. Der Klimawandel macht vor allem den Nadelhölzern zu schaffen, weshalb die Jungen sich lieber in kühleren Gegenden niederlassen. Die Folge ist, dass es generell immer mehr alleinstehende Bäume gibt. Manche haben ihre Partner verloren und langweilen sich nun zu Tode, andere suchen freiwillig die Einsamkeit, weil sie das dumme Geschwätz der jungen Setzlinge nicht mehr aushalten. „Das Konzept Wald muss wohl neu gedacht werden“, sagt ein Förster. Andererseits mache es der fehlende Zusammenhalt der Bäume einfacher, Individuen herauszunehmen. „Die meisten sind froh, ihren Nachbarn endlich los zu sein.“

News from the Forest – Not only is human society aging, but forests also have this problem. Climate change is particularly affecting conifers, which is why young trees prefer to settle in cooler areas. The result is that there are generally more and more solitary trees. Some have lost their partners and are now bored to death, others are voluntarily seeking solitude because they can no longer stand the inane chatter of the young saplings. „The concept of a forest probably needs to be rethought,“ says one forester. On the other hand, the lack of solidarity among trees makes it easier to remove individuals. „Most are happy to finally be rid of their neighbors.“

An der Peripherie (7)

Manche Männer legen sich schon in vergleichsweise jungen Jahren, meist nach dem zweiten Kind, den Körper eines Greises zu, komplett mit gedecktfarbener Verpackung, in den sie dann über die kommenden Jahrzehnte hinweg hineinaltern. Es ist ja eh alles gleich, und so kann man eine weitere Sache zu der Liste der Dinge hinzufügen, über die man sich keine Gedanken mehr machen muss.

On the Periphery – Some men acquire the body of an old man at a relatively young age, usually after their second child, complete with muted packaging, which they then age into over the coming decades. Everything’s the same anyway, and so they can add one more thing to the list of things they no longer have to worry about.

Neues aus dem Tierreich (28)

Weil sich die städtischen Kaninchen aufgrund der zunehmenden Durchschnittstemperaturen und des Schwundes natürlicher Feinde wie die Karnickel vermehren, wird der Wohnraum in den Parks und Grünanlagen knapp. Viele Hasen sind daher in die Umlandgemeinden gezogen und müssen nun den öffentlichen Nahverkehr nutzen, um morgens pünktlich zur Arbeit in die Stadt zu kommen. „Die Einführung der Hasenstraßenbahn war ein echter gamechanger!“ teilt das Referat für Klima- und Umweltschutz begeistert mit. Während zuvor die Hasenpopulation durch Jäger aufwändig kontrolliert werden musste, kann die Untere Jagdbehörde nun einfach in regelmäßigen Abständen einen ganzen Zug umleiten und die Passagiere auf humane Weise liquidieren.

News from the Animal Kingdom – As urban rabbits proliferate due to rising average temperatures and the decline of natural predators, living space in parks and green spaces is becoming scarce. Many rabbits have therefore moved to the surrounding communities and now have to use public transportation to get to work in the city on time in the morning. „The introduction of the rabbit tram was a real game changer!“ the Department of Climate and Environmental Protection enthusiastically reports. While previously the hare population had to be laboriously controlled by hunters, the Lower Hunting Authority can now simply divert an entire train at regular intervals and humanely eliminate the passengers.

Rätsel des Alltags (8)

Die US-amerikanische Ministerin für Innere Sicherheit, Kristi Noem, ist gestern wegen einer angeblichen allergischen Reaktion ins Krankenhaus gekommen. Kurz zuvor hatte sie gemeinsam mit dem Gesundheitsminister Kennedy und dem Senator Rand Paul ein Biohazard-Labor besucht, in dem Krankheitserreger untersucht werden. Da aber kein Virus in der Lage ist, jemanden zu infizieren, der innerlich schon lange tot ist, muss man wohl annehmen, dass die Ministerin aus Versehen Kontakt mit der Wahrheit hatte.

Everyday Mysteries – US Secretary of Homeland Security Kristi Noem was hospitalized yesterday due to an alleged allergic reaction. Shortly before, she had visited a biohazard lab, where pathogens are studied, along with Secretary of Health and Human Services Kennedy and Senator Rand Paul. However, since no virus is capable of infecting someone who has long been dead internally, one must assume that the secretary inadvertently encountered the truth.

Neues aus Preußen (1)

Als einmal Friedrich der Mittelgroße seinen Geburtstag feiern wollte, trafen sich seine Söhne Friedrich Wilhelm, Wilhelm Friedrich, Friedrich Friedrich, Wilhelm Wilhelm und Horst, um zu beratschlagen, was sie dem Alten schenken könnten. „Er hat doch schon alles!“ sagte Friedrich Wilhelm. „Mehr als alles!“ warf Wilhelm Friedrich ein. „Zu viel!“ sagte Wilhelm Wilhelm.
Am Ende einigte man sich darauf, dem Vater einen neuen Namen zu schenken, weil der alte schon arg zerfleddert sei. Man bestellte einen spannenden, exotischen Überraschungsnamen bei Amazon, aber als der Name dann ankam und der Vater das Paket öffnete, war es doch nur ein prolliger Kevin. Der Vater war zurecht empört. Wilhelm Wilhelm holte also ein paar Flaschen Trollinger aus dem Keller und man vergaß die peinliche Episode.

News from Prussia – Once, when Friedrich the Middle-Grand wanted to celebrate his birthday, his sons Friedrich Wilhelm, Wilhelm Friedrich, Friedrich Friedrich, Wilhelm Wilhelm, and Horst met to discuss what to give the old man. „He already has everything!“ said Friedrich Wilhelm. „More than everything!“ Wilhelm Friedrich interjected. „Too much!“ said Wilhelm Wilhelm. In the end, they agreed to give their father a new name because the old one was already badly tattered. They ordered an exciting, exotic surprise name from Amazon, but when the name arrived and the father opened the package, it was just a gaudy Kevin. The father was rightly outraged. So Wilhelm Wilhelm fetched a few bottles of Trollinger from the cellar, and the embarrassing episode was forgotten.