Der Weg zur Seligkeit ist offenbar eine Einbahnstraße.
Regrettable – The road to salvation is apparently a one-way street.
Texte und Bilder /// Texts and Images
Der Weg zur Seligkeit ist offenbar eine Einbahnstraße.
Regrettable – The road to salvation is apparently a one-way street.
Welche Farbe die Tapeten im Café Jelinek einmal hatten, ist nach ungefähr 1000 Jahren Räucherung durch Pfeifentabak, Fritierdämpfe und schwere Gedanken nicht mehr zu erkennen. Vermutlich ist, was wie ein Muster unter der Patina aussieht, das Kräuseln der Zeit selbst, die wie Wellen am Gestade eines Ozeans ihre Spuren hinterlässt. Man muss nur Geduld haben, um die Zeit dabei beobachten zu können, also bleibt man einfach hocken und bestellt noch ein Achtel, oder besser ein Viertel. Ach was, Herr Ober, bringens doch bitte gleich die ganze Flasche.
At Café Jelinek in Vienna – What color the wallpaper in the Café Jelinek once had can no longer be recognized after about 1000 years of smoking with pipe tobacco, frying vapors and heavy thoughts. Presumably what looks like a pattern beneath the patina is the ripple of time itself, leaving its mark like waves on an ocean shore. You just have to be patient to keep track of the time, so just sit back and order an eighth, or even better, a quarter. Nevermind, waiter, please bring the whole bottle right away.
Einer der beiden Flaktürme im Augarten und einer von insgesamt sechs in Wien, die noch am Ende des Krieges völlig sinnlos von Zwangsarbeitern errichtet werden mussten. Bisher kannte ich den nur aus dem Brenner-Roman von Wolf Haas, aber nun stand ich zum ersten Mal tatsächlich davor und das monströse Betongebirge baute sich fünfzig Meter hoch und quasi unzerstörbar vor mir auf. Angesichts der Umstände seiner Errichtung verbietet sich der Gedanke, aber dennoch finde ich, dass es genau das wäre, was München verdient hätte und zwar das Hundertfache davon, denn nirgendwo wird häufiger daran erinnert, dass der A.H. „ja eigentlich ein Österreicher war“.
The monster in the park – One of the two flak towers in the Augarten and one of a total of six in Vienna that had to be erected preposterously by forced laborers at the end of the war. So far I only knew it from Wolf Haas’s Brenner novel, but now I actually stood in front of it for the first time and the monstrous an almost indestructible concrete mountain rose fifty meters high in front of me. Given the circumstances of its construction, the thought is out of the question, but I still think it would be exactly what Munich deserved, and a hundred times that, because nowhere is it more often reminded that A.H. „actually was an Austrian“.
Eine der Bedienungen war bei der Vorbereitung der Bestellungen an der Theke so schnell, dass ich mit dem Zeichnen kaum hinterherkam.
The waitress flutters – One of the waitresses was so quick to prepare the orders at the counter that I could barely keep up with the drawing.
Das Café Museum ist kein Kaffeemuseum, sondern ein sehr schönes Café. Warum es so heißt, obwohl auch kein Museum in der Nähe ist, weiß ich leider nicht. Vielleicht sind die Gäste die Ausstellungsstücke?
At the Café Museum in Vienna – The Café Museum is not a coffee museum, but a very nice café. Unfortunately, I don’t know why it is called that, even though there is no museum nearby. Maybe the guests are the exhibits?
Das ist ein wirklich schönes kleines, wenn auch ein bissl kitschiges Café in einem Hotel. Zum Kolorieren hatte ich noch keine Zeit, vielleicht lasse ich es auch, darum müssen Sie sich sehr viel Gelb und Gold und Spiegel vorstellen. Der Kaffee war aber normalfarbig und sehr gut.
At the Café Am Hof in Vienna – This is a really nice little, if a bit kitschy cafe in a hotel. I haven’t had time to color yet, maybe I won’t, so you have to imagine a lot of yellow and gold and mirrors. The coffee was normal color and very good.
Vor einigen Jahren wäre das schöne Kaffeehaus beinah der Geldgier eines Drachen zum Opfer gefallen, aber die Legende sagt, ein Ritter in schimmernder Wehr habe das Untier vor Gericht besiegt und wache seitdem über das Lokal.
At the Café Ritter in Vienna – A few years ago, the beautiful coffee house almost fell victim to a dragon’s greed for money, but legend has it that a knight in shining armor defeated the beast in court and has watched over the place ever since.
Da steht das Alte vor dem Neuen und kann es nicht fassen, wie heruntergekommen die Welt doch ist. Andererseits handelt es sich um die Fassade der „Versuchsanstalt“. Das erklärt einiges, aber das Alte denkt sich dennoch: „Versuch gescheitert“ und hat damit auch völlig recht.
Modern poetry – The old stands in front of the new and can’t believe how run-down the world has become. On the other hand, it is the facade of the „experimental institute“. That explains a lot, but the old still thinks: „Attempt failed“ and is absolutely right.
(Gesehen / seen in Wien. Graffito: „Klaus Schwab kills us / open your eyes / the robots of tomorrow“)
Dem Landtmann merkt man seine Nähe zum Burgtheater an, denn alles ist auch hier theatralisch. Hinein kommt man nur, indem man das Zirkuszelt vor dem Eingang durchquert, wo das Publikum, das sich selbst für die Attraktion hält, neben denen sitzt, die am ersten freien Tisch hängen bleiben oder einfach nur eine rauchen wollen. In den riesigen Innenraum, also die eigentliche Bühne, gelangt man nur, wenn es der Regisseur, also der Oberkellner, gestattet, andernfalls wird man in einem Nebenraum platziert, wo man nicht unangenehm auffällt. Man merkt bald, dass das Stück, wenn auch mit wechselnder Besetzung, schon so oft gespielt worden ist, dass nur eine Neubesetzung noch ein wenig aufgeregt ist, während alle anderen halt ihren Job machen. Professionell, aber auch ein wenig mechanisch. Das Landtmann hat auf jeden Fall Stil und Kaffee und Speisen sind hervorragend, aber ihm fehlt ein bissl der Charme, den nur ein schon in die Jahre gekommenes Kaffeehaus haben kann, wo man zwar ebenso professionell bedient wird, aber die Oberfläche durch eine etwas schmierige Patina veredelt wird, und wo es nichts macht, wenn man mal seinen Text vergisst.
At Café Landtmann in Vienna – You can tell that the Landtmann is close to the Burgtheater, because everything is theatrical here too. The only way to get in is to cross the circus tent in front of the entrance, where the crowd, who consider themselves the attraction, sit next to those who get stuck at the first free table or just want a smoke. You can only get into the huge interior, i.e. the actual stage, if the director, i.e. the head waiter, allows it, otherwise you will be placed in an adjoining room where you will not be unpleasantly noticed. You soon realize that the play, albeit with a changing cast, has been played so often that only one new cast is a little nervous while everyone else is just doing their job. Professional, but also a little mechanical. The Landtmann definitely has style and the coffee and food are excellent, but it lacks a bit of the charm that only an aging coffee house can have, where you are served just as professionally, but the surface is refined by a slightly greasy patina, and where it doesn’t matter if you forget your lines.
Das Café Sperl kennen Sie zwar schon, aber diese Ecke wollte ich dann doch noch gerne zeigen. Außerdem: Wien ohne einen Besuch im Sperl, das geht nicht.
(Ich hoffe, dass manche jetzt nicht schon stöhnen: „Och nee, schon wieder ein Café! Gibt es denn in Wien nichts anderes zu sehen?“ Die Antwort darauf lautet natürlich: Nein, jedenfalls nichts Wichtigeres! Wer was anderes sehen will, muss halt nach Mönchengladbach fahren oder so).
At the Café Sperl in Vienna – You already know the Café Sperl, but I still wanted to show you this corner. Also: Vienna without a visit to the Sperl is not possible. (I hope that some of you are not already moaning: „Oh no, another café! Isn’t there anything else to see in Vienna?“ The answer to that is of course: No, at least nothing more important! If you want to see something different, you have to just go to Mönchengladbach or something like that).