Rätsel des Alltags (6)

Perücken zu werfen, kann in manchen Zusammenhängen Sinn ergeben, aber wie man mit dem Werfen von Friseuren Geld verdienen kann, ist mir ein Rätsel.

Riddle of everyday life – Throwing wigs can make sense in some contexts, but how throwing hairdressers can earn money is a mystery to me. (Silly joke. Sorry about that)

Resozialisierung aussichtslos

In München wird das neben der Justizvollzugsanstalt Stadelheim gelegene Baumgefängnis nun doch endgültig geschlossen. Die Insassen sind bekanntlich allesamt Schwerkriminelle, die unschuldige Passanten mitten in der Stadt mit morschen Ästen erschlagen oder sich während eines Sturms heimtückisch auf eine Straße gelegt und ahnungslose Autofahrer ums Leben gebracht haben. Leider erwiesen sich jedoch auch die strengsten Sicherheitsvorkehrungen als nutzlos, weil selbst Zäune und Stacheldraht die Kriminellen nicht daran hindern, in Form von Zapfen oder Flugsamen aus dem Knast auszubrechen. Das Bayerische Justizministerium hat daher entschieden, die Anstalt zu schließen und die Insassen zu Pellets zu verarbeiten.

Resocialization impossible – In Munich, the tree prison near by the Stadelheim correctional facility is now finally closed. As is well known, the inmates are all serious criminals, who slayed innocent passers-by in the middle of the city with rotten branches or have laid on a street during a storm and killed unsuspecting drivers. Unfortunately, however, the strictest security precautions also proved useless because even fences and barbed wire do not prevent the criminals from breaking out of jail in the form of cones or flight seeds. The Bavarian Ministry of Justice has therefore decided to close the institution and process the occupants into pellets.

Ärgerlich

Obwohl man in diesem Jahr schon den 700. Todestag des berühmten venezianischen Weltreisenden feiert, stößt man in der Lagunenstadt immer noch überall auf Spuren Marco Polos. Er war ja bekannt dafür, ein notorischer Messie zu sein und auch überall in der Stadt seinen Müll liegen zu lassen, aber irgendjemand hätte in all der Zeit durchaus einmal richtig durchwischen können! Wasser gibt es ja nun wirklich genug dort.

Annoying – Although this year you can already celebrate the 700th anniversary of the death of the famous Venetian world traveler, you still come across Marco Polo everywhere in the lagoon city. He was known for being a notorious hoarder and leaving his trash anywhere in the city, but someone could have wiped out properly in all that time! There is really a lot of water there.

Im Café Hummel in Wien

Die Hummel geht am liebsten ins Café Hummel, das auch über die Josefstadt hinaus bekannt dafür ist, dass hier vor allem Fußball geschaut wird, was aber nicht heißt, dass man den Cafébetrieb nicht ebenso ernst nimmt. Wenn man noch zwei gesunde Haxn hat und gerne friert, kann man natürlich auch ins Stadion gehen, aber wer zeitlebens dem Frittierten gut zugesprochen hat, ist zwar gut isoliert, aber eben drum auch nicht so blöd, zwei Stunden in der Kälte auf kaputten Haxn rumzustehen. – Wer jetzt fragt, warum die Hummel Blau-Gelb trägt, statt wie üblich Schwarz-Gelb, der sollte nicht zu laut fragen, denn die Hummel ist freilich Anhängerin von First Vienna und nicht etwa von 1210 oder Post SV. – Oje, ich glaub, das hat sie gehört! First Vienna, hurra! Prost, Hummel!

At Café Hummel in Vienna – The bumblebee prefers to go to Café Hummel, which is also known beyond Josefstadt for watching football on TV, but that doesn’t mean that the café business isn’t taken just as seriously. If you still have two healthy legs and like being cold, you can of course go to the stadium, but if you’ve loved fried food all your life, you’re well insulated, but you’re not stupid enough to stand around in the cold on weak legs for two hours . – Anyone who asks why the bumblebee wears blue and yellow instead of the usual black and yellow should not ask too loudly, because the bumblebee is of course a supporter of First Vienna and not of 1210 or Post SV. – Oh dear, I think she heard that! First Vienna, hurrah! Cheers, bumblebee!

Wie es wirklich war (24)

Was die Autoren der Passionsgeschichte verschwiegen, was Experten aber schon immer geahnt haben, zeigt dieses erst neulich in Trier aufgefundene römische Kruzifix: Jesus war passionierter Tänzer und sogar am Kreuz nicht davon abzuhalten, neue moves auszuprobieren. Dies wirft auch Licht auf einen bisher rätselhaften Ausspruch von Christus, der in einem apokryphen Brief des Apostel Paulus an die Dortmunder zitiert wird: „Ah, ha, ha, ha, am Leben bleiben, am Leben bleiben“. Paulus beruft sich anschließend auch auf seinen Kollegen Petrus, der beklagt haben soll, dass der Herr einen „schlechten Musikgeschmack“ habe. Konservative Theologen reagierten dennoch begeistert, denn nun sei einerseits offensichtlich, dass Christus schon am Kreuz von seiner Auferstehung gewusst habe, und andererseits, dass Petrus und Paulus vermutlich doch homophobe alte Säcke waren, wie sie selbst auch.

How it really was – This Roman crucifix, which was recently found in Trier, shows what the authors of the Passion story kept secret, but what experts have always suspected: Jesus was a passionate dancer and even the cross couldn’t stop him from trying out new moves. This also sheds light on a previously enigmatic saying from Christ, which is quoted in an apocryphal letter from the Apostle Paul to the people of Dortmund: “Ah, ha, ha, ha, stayin‘ alive, stayin‘ alive”. Paul then refers to his colleague Peter, who is said to have complained that the Lord had a “bad taste in music”. Conservative theologians nevertheless reacted enthusiastically, because it is now obvious, on the one hand, that Christ knew about his resurrection on the cross and, on the other hand, that Peter and Paul were probably homophobic old farts like themselves.

Neues aus der Wissenschaft (31)

Bekanntlich gibt es inzwischen wieder nicht wenige Menschen, die glauben, die Welt sei eine Scheibe, dabei ist das Internet, in dem sie sich ja hauptsächlich aufhalten, um zumindest ab und zu ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen, weder einen Scheibe noch eine Kugel, sondern schlicht eine Zumutung. Nun ist es einem NASA-Ingenieur aber zum ersten Mal gelungen, die Erdkrümmung, nicht wie schon zur Genüge getan, aus dem All, sondern von der Erde aus zu fotografieren. Die Flacherdler werden natürlich trotzdem behaupten, das Bild sei eine Fälschung oder mit einem Fischaugenobjektiv aufgenommen, aber etwas anderes ist von diesen Leuten ja auch nicht zu erwarten.

Science news – As is well known, there are again quite a few people who believe that the world is flat, although the Internet, where they mainly use to linger to get a little attention now and then, is neither flat nor a ball, but rather simply an imposition. Now, for the first time, a NASA engineer has succeeded in photographing the curvature of the Earth, not from space, as has already been done before, but from Earth. Of course, the flat earthers will still claim that the picture is a fake or taken with a fisheye lens, but nothing else can be expected from these people.

Im Café Schopenhauer in Wien

Das Café Schopenhauer ist ein Zwitter: halb Café, halb Buchhandlung. Das verträgt sich ganz gut, denn das Lesen fördert den Appetit, weil dabei so viel Zeit vergeht, dass man, auch wenn man zum Frühstück gekommen ist, plötzlich auch ein Mittagessen, Kaffee und Kuchen und ein Abendmahl benötigt, das aber hoffentlich nicht das letzte ist, denn es gibt ja noch so viel zu lesen! – Mitten im Café stehen drei grünbefilzte Kartenspieltische, die eine Gruppe Pensionisten in Beschlag nimmt. Die alten Leute betragen sich in Erwartung kommender Freuden wie ein Rudel junge Hunde. Sie brauchen einige zehn Minuten, bis sie sich der zahlreichen Über- und Unterjacken entledigt, alle Taschen nach den unentbehrlichen medizinischen und konservatorischen Utensilien untersucht, Tische und Stühle ohrenzerfetzend an die richtige Stelle verschoben und dabei die Ereignisse der letzten hundertundfünfzig Jahre ausgiebig besprochen haben, bevor sie endlich sitzen. Dann spielen sie Karten und plappern. Die kleinen Pappen stecken sie aufrecht in den Spalt zwischen Filz und Tischkante, damit die Hände frei bleiben für diverse Tässchen, Gläschen und Gäbelchen. – Lesen ist überschätzt, das richtige Leben schreibt doch die besten Geschichten.

In the Café Schopenhauer in Vienna – The Café Schopenhauer is a hybrid: half café, half bookstore. That works out quite well, because reading increases your appetite because so much time passes, that, even if you’ve come for breakfast, you suddenly need lunch, coffee and cake and a supper, but hopefully that won’t be the last, because there is still so much to read! – In the middle of the café there are three green felted card playing tables that a group of pensioners are taking over. The old people behave like a pack of young dogs in anticipation of future joys. It takes them a few ten minutes to get rid of the numerous over and under jackets, check all the pockets for the indispensable medical and conservation utensils, move the tables and chairs to the right place and discuss the events of the last hundred and fifty years in detail before they finally sit down. Then they play cards and chatter. They stick the small cardboards upright in the gap between the felt and the edge of the table so that their hands remain free for various cups, glasses and forks. – Reading is overrated, real life writes the best stories.

Wie es wirklich war (23)

Über Queen Victoria, die Großmutter Europas, ist wohl so gut wie alles bekannt; dass sie am liebsten Spaghetti mit Orangenmarmelade aß, dass sie ihre zahlreichen Kinder an sämtliche europäische Wanderzirkusse verkaufte, dass ihre Nachkommen, die heute noch auf den Thronen der Welt thronen, nicht bis drei zählen können, was sie natürlich auch nicht müssen, denn dafür hat man ja Personal – und dass sie jeden, der ihre kolonialen Grausamkeiten in Frage stellte, vor eine Kanone binden und in Fetzen schießen ließ – selbstverständlich tat sie das nicht persönlich, dafür hat man ja Personal. Willfährige Lakaien ohne Gewissen findet man in Londons Finanzdistrikt an jeder Ecke. Was erstaunlicherweise jedoch bis heute nahezu unbekannt blieb, ist, wie Victoria tatsächlich aussah, denn von ihr gibt es nur wenige Ganzkörperbildnisse und auf Fotografien trägt sie stets diese langen voluminösen Kleider, unter denen meist ein voluminöser Hintern vermutet worden war. Völlig zu Unrecht, wie das einzig authentische Bildnis der Queen beweist. Weil es sich jedoch am anderen Ende der Welt befindet, wo fast ausschließlich Schafe und Kühe leben, blieb dieser Fakt der Welt bisher verborgen.

How it really was – Almost everything is known about Queen Victoria, the grandmother of Europe; that she loved to eat spaghetti with orange jam, that she sold her numerous children to all the European traveling circuses, that her descendants, who are still enthroned on the thrones of the world today, cannot count to three, which of course they don’t have to, because that’s why staff – and that she had anyone who questioned her colonial atrocities tied to a cannon and shot to shreds – of course she didn’t do that personally, that’s why staff. Compliant lackeys without a conscience can be found on every corner in London’s financial district. What, surprisingly, has remained almost unknown to this day is what Victoria actually looked like, because there are only a few full-body portraits of her and in photographs she always wears these long, voluminous dresses, under which it was usually assumed that she had a voluminous butt. Completely wrong, as the only authentic portrait of the Queen proves. However, because it is located on the other side of the world, where sheep and cows live almost exclusively, this fact has remained hidden from the world until now.

Mal etwas anderes

Neulich habe ich in einem Aquarium-Hotel übernachtet. Das war ein durchaus interessantes Erlebnis. Man musste einen Neoprenanzug tragen, der ziemlich juckte, und alle nicht bedeckten Körperstellen waren am nächsten Morgen aufgequollen und schrumpelig. Während der Nacht habe ich nicht gut geschlafen und mich mehrmals verschluckt, wenn mir das Atemgerät aus dem Mund fiel. Außerdem war es ungewohnt, das Frühstück schwimmend einzunehmen. Das Personal warf kleine Brötchen und Wurst- und Käsestücken ins Wasser und goss Kaffee hinterher, der natürlich recht verwässert schmeckte. Es war mal etwas anderes, aber ich gebe trotzdem nur drei Sterne.

Something different – I recently stayed in an aquarium hotel. That was a very interesting experience. You had to wear a wetsuit that itched quite a bit, and all the uncovered parts of the body were swollen and shriveled the next morning. During the night I didn’t sleep well and choked several times when the scuba fell out of my mouth. It was also unusual to take the breakfast floating. The staff threw small rolls and pieces of sausage and cheese into the water and poured coffee into it, which of course tasted quite watered down. It was something else, but I still only give three stars.

(gesehen / seen in Köln)