Das Böse ist neulich umgezogen. Von außen könnte man meinen, es lebe auf großem Fuße, aber tatsächlich wohnt es nur zur Untermiete beim Guten, in einem kleinen Zimmer ohne Küche und Bad. Für deren Mitbenutzung verlangt das Gute obszöne Zuschläge, die das Böse aber auf keinen Fall zahlen wird. Lieber geht es zur Tafel und ins Tröpferlbad, als sich vom Guten ausnehmen zu lassen. Das Gute ließ sich auch nicht davon abbringen, an der Fassade auf seinen neuen Untermieter hinzuweisen, weshalb nun ständig fremde Leute unter dem Fester stehen und glotzen und freche Dinge rufen. Manchmal fragt sich das Böse, womit es das verdient hat und warum die Leute nicht sehen, dass das Gute eigentlich einen echt miesen Charakter hat. Aber dann fallen ihm leider immer die beiden Weltkriege ein und all der andere Mist, den es verbrochen hat und dann weint es ein bisschen und wenn keiner hinschaut, dreht es einem kleinen Kätzchen den Hals um.
Where Evil Lives – The Evil recently moved. From the outside you might think it lives in style, but in fact it only sublets from the Good, in a small room without a kitchen or bathroom. The Good demands obscene surcharges for sharing the kitchen, which the Evil will not pay under any circumstances. It would rather go to the food bank and the public bath than let the Good rip it off. The Good could not be dissuaded from pointing out its new subtenant on the facade, which is why strangers are constantly standing under the window, staring and shouting cheeky things. Sometimes the Evil wonders what it has done to deserve this and why people don’t see that the Good actually has a really bad character. But then unfortunately it always remembers the two world wars and all the other crap it has done and then it cries a little and when no one is looking it wrings the neck of a little kitten.
(gesehen / seen in Wien)