Im Café Engländer in Wien

Im Engländer gibt es einen hervorragenden Backhendlsalat, wenn nicht gerade der Koch ein Haar darin versteckt, aber wegen so einer Lappalie lässt man einen hervorragenden Backhendlsalat nicht zurückgehen. Ich sitze am liebsten gegenüber der Bar. Aus der Küche dringen dann natürlich rhythmische Geräusche, zu denen man seinen Lieblingswalzer summen kann: Ohne Pause werden da Schnitzel geklopft oder vielleicht wird auch der Koch verprügelt. Beides ist aus meiner Sicht in Ordnung.

At Café Engländer in Vienna – At the Engländer they serve an excellent fried chicken salad, unless the chef is hiding a hair in it, but you won’t return an excellent fried chicken salad because of such a triviality. I prefer to sit opposite the bar. Of course, rhythmic noises come from the kitchen, to which you can hum your favorite waltz: schnitzels are being pounded non-stop, or maybe the chef is being beaten up. Both are fine in my opinion.

Im Café Imperial in Wien

Im Hotel Imperial befindet sich das gleichnamige schöne Café. Ich bekomme einen Fensterplatz ganz weit hinten, vermutlich, weil ich ästhetisch nicht zum Publikum ganz vorne passe. Das aber ist ein glücklicher Zufall, da am Nebentisch der Regisseur Terry Gilliam sitzt. Ich zeichne ihn und bitte um ein Autograph. Sein Begleiter sagt leicht annoyed: „O, there’s another one“, und erklärt, dass ich heute nicht der erste sei und sie das Gefühl hätten, gestalkt zu werden, aber der US-amerikanische Python ist erfreut und lobt meine Zeichnung. Nur sein Zöpfchen sei eigentlich ein bisschen länger. Ich bedanke mich und natürlich mache ich dann erst einmal etwas vollkommen anderes.

At Café Imperial in Vienna – The Hotel Imperial is home to the lovely café of the same name. I get a window seat at the very back, probably because I don’t fit in with the audience at the front. But that’s a lucky coincidence, because the director Terry Gilliam is sitting at the next table. I draw him and ask for an autograph. His companion says, slightly annoyed: „Oh, there’s another one,“ and explains that I’m not the first today and that they feel like they’re being stalked, but the American Python is pleased and praises my drawing. Only his pigtail is actually a bit longer, he says. I thank him and of course I go on to do something completely different.

Im Stadtcafé in Wien

Der junge Mann, der hinter der Bar herumwuselt, heißt wie Dr. Frankensteins rechte Hand und bescheinigt mir überaus freundlich ein Talent fürs Zeichnen. Er ist erkennbar kein gebürtiger Wiener, weil er einen schweren Akzent hat und Talent für die leichte Konversation.

At City Café in Vienna – The young man bustling around behind the bar has the same name as Dr. Frankenstein’s right-hand man and very kindly confirms that I have a talent for drawing. He is clearly not a native Viennese because he has a heavy accent and a talent for light conversation.

Die Polizei bittet um Mithilfe

Wer diese drei Kleinkriminellen gesehen hat, die heute beim Edeka eine Tafel Schokolade haben mitgehen lassen, wird gebeten, sie ihnen, wenn noch möglich wegzunehmen, weil sie eh schon zuviel Zucker essen.

The police are asking for help – Anyone who saw these three petty criminals stealing a bar of chocolate from Edeka today is asked to take it away from them if possible, because they already eat too much sugar.

Im Café Sperl in Wien

Am Abend, kurz bevor das Sperl um Zehn schließt, die Touristen sind weitergezogen, im hintersten Eck sitzt ein junges Paar seit Stunden vor leeren Kaffeetassen, weil es den ganzen Abend mit den Mündern aneinanderklebt, neben dem Windfang kramt ein Verwirrter in seinen drei Plastiktüten nach Dingen, die er wie seinen Verstand schon vor Zeiten verloren hat, die Ober bringen die Welt derweil in Ordnung und schicken einen frühen Nachtschwärmer wieder auf den Weg, da leert man sein Glas und akzeptiert, mehr oder weniger ernüchtert, was man nicht ändern kann, dass nämlich morgen Sonntag ist und das Sperl deswegen geschlossen hat.

At Café Sperl in Vienna – In the evening, just before the Sperl closes at ten, the tourists have moved on, in the furthest corner a young couple has been sitting in front of empty coffee cups for hours because they have been stuck together with their mouths all evening, next to the vestibule a confused man is rummaging through his three plastic bags for things that he lost, like his mind, a long time ago, the waiters are putting the world in order and sending an early night owl on his way, so I empty my glass and accept, more or less sobered, what I cannot change, namely that tomorrow is Sunday and that is why the Sperl will be closed.

Vornehme Blässe ist von Vorteil

Hausbesitzer sollten nicht nur im Sommer darauf achten, dass die Fassade ihrer Immobilie immer gut mit Sonnencreme eingeschmiert ist. Die Gefahr eines durch Sonnenbrand verursachten Melanoms ist zwar gering, aber eine eigentlich gesunde Bräune gilt auf dem Immobilienmarkt immer noch als wertmindernd. Selbst großzügige Altbauwohnungen lassen sich dann nur noch an Proleten vermieten, denen sowas egal ist.

A noble pale complexion is an advantage – Homeowners should make sure that the facade of their property is always well lubricated with sunscreen, and not just in summer. The risk of melanoma caused by sunburn is low, but a healthy tan is still considered to reduce value on the property market. Even spacious old apartments can then only be rented to proletarians, because to them such things don’t matter.

Im Café Vollpension in Wien

In der MUK, der Musik- und Kunst-Privatuni der Stadt Wien findet man eine der Filialen des sogenannten Generationencafés, das alten Leuten mit geringer Pension Beschäftigung gibt und einen Zuverdienst erlaubt. Darum schmeckt der Kuchen wie bei Oma, wobei Leute, deren Oma auch das Teewasser hat anbrennen lassen, vermutlich lieber woanders hingehen würden. Dazu besteht hier aber wirklich kein Grund. Die Einrichtung des Cafés ist laut Selbstbeschreibung „Turbokitsch“. Ob das zutrifft, ist wohl Geschmacksache, aber keineswegs kitschig, sondern schön ist, dass kein Stuhl dem anderen gleicht. Das ist gut so, denn schließlich gilt das auch für die Menschen, die auf den Stühlen sitzen. Nur was den Kuchen betrifft, darf es morgen gerne das Gleiche sein. Und übermorgen auch.

At Café Vollpension in Vienna – In the MUK, the private music and art university of the city of Vienna, you will find one of the branches of the so-called Generation Café, which gives old people with a low pension an occupation and allows them to earn extra money. That’s why the cake tastes like grandma’s, although people whose grandma also let the tea water burn would probably prefer to go somewhere else. But there’s really no reason for that here. The café’s interior is, according to its own description, „turbo kitsch“. Whether that’s true is a matter of taste, but it’s by no means kitschy but nice that no two chairs are the same. That’s a good thing, because that also applies to the people sitting on the chairs. But as far as the cake is concerned, it can be the same tomorrow. And the day after tomorrow too.

Im Café Ministerium in Wien

Im Café Ministerium gibt es alles, wofür man ins Kaffeehaus geht, vor allem Ruhe und Frieden. Um hineinzukommen, muss man keine Beziehungen haben und keinen Antrag stellen, das sollte man wissen. Aber auch wenn es unangenehm ist, es auszusprechen: Das Beste am Café Ministerium ist, dass man, wenn man drin ist, nicht das furchtbare Kriegsministerium sehen muss, das draußen breitbeinig am Ring herumlungert und jedem mit einer Tracht Augenprügel droht, der es schief anschaut. Darum: lieber ein Achterl zu viel bestellen, damit man länger sitzen bleiben kann, aber nicht so viele Achterl, dass man alles doppelt sieht, denn das wäre, weil man ja doch irgendwann wieder hinausmuss, nicht auszuhalten.

At the Café Ministry in Vienna – At the Café Ministry you can find everything you go to a coffeehouse for, especially peace and quiet. You don’t have to have connections or apply to get in, that’s something you should know. But even if it’s unpleasant to say: the best thing about the Café Ministry is that when you’re in, you don’t have to see the terrible War Ministry, which is lounging around outside on the Ring with its legs apart and threatening to punch anyone who looks at it the wrong way. So it’s better to order an eighth of a liter too many so that you can stay seated longer, but not so many eighths that you see everything twice. That would be unbearable, because you’ll have to leave at some point anyway.

Im Café Diglas in Wien

Das Diglas scheint immer sehr gut besucht zu sein. Man ist auf den Massenandrang aber gut vorbereitet und betreibt ein mechanisches Klavier, das die Wünsche des touristischen Publikums erfüllt, bevor sie noch geäußert werden und das, ohne mit den Augen zu rollen und einen urwienerischen Fluch zu nuscheln. Der Platzanweiser ist ein hagerer Riese, der den Überblick hat und darüber hinaus alle urwienerischen Flüche in zehn Sprachen nuscheln kann.

At Café Diglas in Vienna – The Diglas always seems to be very busy. But they are well prepared for the crowds and operate a mechanical piano that fulfills the wishes of the tourist public before they are even expressed and does so without rolling his eyes or mumbling a typical Viennese curse. The usher is a gaunt giant who has the overview and can also mumble all the typical Viennese curses in ten languages.

Im Café Naschkätzchen in Wien

Ob aus einer Katze noch einmal ein Kätzchen wird, hängt wohl vor allem davon ab, wie sie sich beträgt. Diese hier mag es lieber süß als salzig, aber gerne von allem ein bisschen. Ansonsten macht sie wie alle Katzen, was sie will. Kratzen tut sie aber nicht und bisher scheint auch noch nichts zu Bruch gegangen zu sein, doch darüber würden Felinophile eh hinwegsehen. Und weshalb das Café inzwischen im Tiefparterre liegt, ist jedem Katzenfreund klar, der gesehen hat, wie oft sich eine Katze im Kreis dreht, bis es endlich gemütlich ist. Hier ist es sehr gemütlich.

At the Café Naschkätzchen in Vienna – Whether a cat will become a kitten again depends mainly on how it behaves. This one prefers sweet to salty, but likes a little of everything. Otherwise, like all cats, it does what it wants. But it doesn’t scratch and so far nothing seems to have been destroyed, but felinophiles would overlook that anyway. And why the café is now on the lower ground floor is clear to every cat lover who has seen how often a cat turns in circles until it finally feels comfortable. It is very comfortable here. (Naschkätzchen means ’sweet tooth‘, literally ’sweet kitten‘)