Über Leichen zu gehen, Rand Paul,

sind Sie als republikanischer Senator im US-amerikanischen Kongress sowieso gewöhnt. Trotzdem könnte man es für komplett wahnsinnig halten, dass Sie seit Beginn der Pandemie gegen Masken und Impfstoffe agitieren, wenn es nicht tatsächlich, aus Ihrer Sicht, komplett vernünftig wäre. Denn wie sich nun herausstellte, hat Ihre Frau schon im Februar letzten Jahres, also noch bevor Covid19 von der WHO als Pandemie klassifiziert wurde, in das antivirale Medikament Remdesivir investiert. Sie wissen nicht vielleicht, wer ihr da etwas so frühzeitig gesteckt haben könnte? Ist Ihre Frau nicht mit einem Mitglied im Gesundheitsausschuss des Senats verheiratet? Was soll’s, Hauptsache gesund, nicht wahr? Zynische Grüße.

Walking over dead bodies, Rand Paul, you are used to, being a Republican Senator in the US Congress anyway. Nonetheless, it could be considered completely insane that you have been agitating against masks and vaccines since the beginning of the pandemic, if it wasn’t actually, from your point of view, completely sensible. As it now turned out, your wife invested in the antiviral drug Remdesivir in February of last year, before Covid19 was classified as a pandemic by the WHO. Perhaps you don’t know who might have given her a hint so early on? Isn’t your wife married to a member of the Senate Health Committee? What’s the hey, the main thing is being healthy, right? Cynic greetings.

Selbsterkenntnis durch Corona

Die Maskenpflicht in der Schule hat mir klar gemacht, wie sehr ich mir allein aufgrund des Gesichts eine Meinung über den Charakter einer Person bilde. Sobald die Schüler*innen die Masken im Unterricht wieder absetzen durften und ich die meisten zum ersten Mal ohne sah, haben bei fast allen Nase, Mund und Kinn nicht zu den Augen gepasst und das ganze Gesicht ergab überhaupt keinen Sinn, denn bei einer Person mit diesem Gesicht hätte ich eine völlig andere Persönlichkeit erwartet. Nun vermeide ich für ein paar Monate den Blick in den Spiegel, um so vielleicht herauszufinden, wer ich wirklich bin.

Self-knowledge through Corona – The mask requirement in school made me realize how much I form an opinion about a person’s character based on the face alone. As soon as the students were allowed to take off the masks in class and I saw most of them without it for the first time, almost all of them had no appropriate nose, mouth and chin and the whole face made no sense at all, because with a face like this I would have expected a completely different personality. Now I avoid looking in the mirror for a few months, maybe to find out who I really am.

Neues aus dem Wald (10)

Auch im Wald hat die Pandemie zu gesellschaftlichen Verwerfungen geführt. In manchen Rudeln wurde so hart um Masken und Impfungen gestritten, dass man sich nun aus dem Weg geht und nicht einmal mehr miteinander röhrt.

News from the forest – The pandemic has also led to social upheavals in the forest. In some packs, masks and vaccinations were argued so hard that they now avoid contact and don’t even roar with each other.

Krise

Um den Einzelhandel steht es wahrlich nicht gut. Aufgrund der Pandemie hat der Laden um die Ecke seit über einem Jahr geschlossen. Man kann zwar etwas bestellen, aber es gibt so gut wie nichts mehr. Ich brauche weder ein paar halb verwelkte Rosen noch eine Dankeskarte für die Großeltern. Meine Großeltern sind alle tot und dafür bin ich ihnen nicht dankbar. Und Rosen habe ich noch nie gemocht. Für das Schnapsglas hätte ich vielleicht Verwendung, aber der Arzt hat mir abgeraten. Wo soll das alles enden?

Crisis – The retail sector is really not doing well. Due to the pandemic, the corner store has closed for over a year. You can order something, but there is almost nothing left. I don’t need a couple of half-withered roses or a thank you card for the grandparents. My grandparents are all dead and I am not grateful to them for that. And aside from that I’ve never liked roses. I might have a use for the shot glass, but the doctor advised against it. Where is all of this supposed to end?

What a difference a Pieks makes?

Einen kleinen Fleck, etwas Kopfweh und ein bisschen Sicherheit vor den Idioten, die nicht wissen, wie man eine Maske richtig aufsetzt, aber glauben, es generell besser zu wissen.

What a difference a prick makes? – A small stain, a bit of a headache and a bit of security from the idiots who don’t know how to put a mask on properly, but think they generally know better.

2021: A Space Odyssey

Diesmal nicht von Kubrick und auch nicht zum Jupiter, sondern mit der S-Bahn durch den ebenso öden Münchner Westen. Die Sitzplätze sind leer, denn Frank und Dave haben sich freiwillig in die Tiefschlafkammern begeben. HAL hat ihnen keine Kinderlieder vorgesungen, sondern sie alle fünf Minuten mit bayerischem Akzent daran erinnert, Abstand zu halten und Masken zu tragen.

2021: A Space Odyssey – This time not by Kubrick and also not to Jupiter, but with the S-Train through the equally desolate west of Munich. The seats are empty because Frank and Dave have voluntarily gone to the deep sleep chambers. HAL did not sing them children’s songs, but reminded them every five minutes with a Bavarian accent to keep their distance and wear masks.

Lösungsvorschlag

Der sog. Lockdown ist Mist, das weiß jeder. Trotzdem müssen wir da durch. Vielleicht sollten wir einfach überall diese Schilder anbringen, Selbstbetrug ist ja zum Glück noch nicht strafbar.

Proposed solution – The so-called lockdown is crap, everyone knows that. Still, we have to go through it. Maybe we should just put up these signs everywhere, fortunately self-deception is not yet a criminal offense. (On the sign: Private Party)

Ethnologische Studie in Zeiten der Corona-Pandemie (4)

Weil neulich wieder mal die S-Bahn ausfiel, musste ich einen Regionalzug zurück in die Stadt nehmen, der wegen der Betriebsstörung natürlich überfüllt war. In dem engen Bereich zwischen den Türen drängten sich die Passagiere, weshalb ich in die angrenzende 1. Klasse flüchtete, in der sich niemand befand. Die meisten Leute befolgen eben auch in so einer Situation noch die Regeln. Nur ein junger Mann und eine ältere Frau taten es mir gleich. Die Frau setzte sich in die Vierergruppe nebenan, zog sich die Maske vom Gesicht und begann kräftig zu husten. Auf meine Beschwerde hin schrie sie mich an, ich solle sie in Ruhe lassen und riet mir, mich zu verpissen, was ich aufgrund des Hustens auch umgehend tat. Es war vermutlich der erste und einzige sinnvolle Ratschlag, den sie jemals jemandem gegeben hat.

Ethnological study in times of the corona pandemic – Because the S-Bahn failed again recently, I had to take a regional train back to the city, which was of course overcrowded due to the disruption. The passengers werde packed in the narrow space between the doors, which is why I fled to the adjoining 1st class, which was empty. Most people still follow the rules in such a situation. Only a young man and an older woman did the same to me. The woman sat down in the group of four next to me, pulled the mask off her face and began to cough violently. When I complained, she yelled at me to leave her alone and advised me to piss off, which I immediately did because of the cough. It was probably the first and only useful piece of advice she’d ever given anyone.

Unappetitlich

Wie Sie wohl auch, habe ich zur Zeit richtig die Nase voll: Winter, Corona, Lockdown, Homeoffice, Söder und was der Zumutungen mehr sind. Erstaunlich aber ist, was da beim Schneuzen dann alles im Taschentuch landet.

Obnoxious – Like you, I’m really fed up at the moment: Winter, Corona, Lockdown, Home Office, Söder and all the other impositions. But it’s amazing what ends up in the handkerchief when I blow my nose.

(in German ‚to be fed up‘ translates to ‚the nose is full‘)