Kleines Glück

Oma Grete, die weder meine Oma war noch Grete hieß, aber von allen Hausbewohnern so genannt wurde, kam einmal in der Woche zu uns, um zu telefonieren, denn in ihrer Tiefparterrewohnung hatte sie keinen Anschluss. Damals gab es noch keine Handys, aber Oma Grete hätte sich ohnehin keines leisten können, denn sie besaß ja nicht einmal die 20 Pfennig für das Münztelefon. Bald fiel uns auf, dass Oma Grete zwar eine Nummer wählte, aber nie etwas sagte. Daher fragten wir sie, ob alles in Ordnung sei, denn anscheinend erreiche sie dort niemals jemanden. Oma Grete antwortete, dass sie sehr zufrieden sei. Sie hielt uns den Hörer entgegen, aus dem das Besetztzeichen zu hören war. Wen sie denn eigentlich immer anrufe, fragte meine Mutter. Wie sich dann herausstellte, kannte Oma Grete keine andere Telefonnummer als unsere, die auf der Wählscheibe des Telefons stand. „Makt imma so scheen piep-piep! Wie a kleine Vogel“, sagte Grete und lachte uns zahnlos und glücklich an.

Little bliss – Grandma Grete, who was neither my grandmother nor was named Grete, but was called that by everyone who lived in the house, came to us once a week to make a call because she didn’t have a line in her basement apartment. There were no mobile phones back then, but Grandma Grete couldn’t have afforded one anyway, because she didn’t even have the 20 pfennigs for the payphone. We soon noticed that Grandma Grete dialed a number but never said anything. So we asked her if everything was ok because she never seems to reach anyone there. Grandma Grete replied that she was very satisfied. She held out the receiver, which gave us a busy signal. My mother asked who she called. As it turned out, Grandma Grete didn’t know any other phone number than ours, which was on the dial of the phone. „Always makes nice beep-beep! Like little bird”, Grete said and smiled toothlessly and happily at us.