Im Café Weingartner in Wien

Während in meiner Heimatstadt ein Besuch in einem Café meist bedeutet, dass man in einem winzigen Raum mit zu vielen aufgeregt plappernden jungen Familien zusammengepfercht auf Kindermöbeln hockend eine halbe Stunde auf einen simplen Kaffee warten muss, veranschaulicht das Café Weingartner den Unterschied zwischen Barbarei und Zivilisation. Hier kann man in einem großzügig bemessenen und dem Auge schmeichelnden Raum ungestört und beinfrei alles haben, was Zunge und Gaumen begehren, während einer mit Queue und Kugeln auf einem der Karamboltische Geräusche macht, die das Ohr nicht beleidigen.

At Café Weingartner in Vienna – While in my hometown, a visit to a café usually means waiting half an hour for a simple coffee in a tiny room with too many excitedly chattering young families crammed together on children’s furniture, Café Weingartner exemplifies the difference between barbarism and civilization. Here, in a spacious and pleasing-to-the-eye space, you can indulge in everything your tongue and palate desire, undisturbed and with your legs free, while someone makes noises that aren’t offensive to the ear with their cue and balls on one of the billiard tables.

Im Café W.I.F. in Wien

Auf der Landstraßer Hauptstraße gibt es neben der Rochuskirche ein kleines Espresso, das „W.I.F. – Welt im Film“ heißt. Das leinwandgroße Schild über dem Eingang ist wohl schon ein Hinweis auf den Ursprung des Namens und auf die Frage nach dessen Herkunft bestätigt die Bedienung, dass das Café früher ein Kino gewesen sei. Innen scheint nicht nur die Zeit hocken geblieben zu sein, auch die Gäste leisten ihr wohl seit einigen Jahrzehnten gute Gesellschaft. Vielleicht warten sie noch darauf, entdeckt zu werden, denn dies wäre genau der Ort, an dem E.T. Spira einen Film machen würde. Aber daraus wird leider nichts mehr. Dann wartet man eben weiter und schaut in der Zwischenzeit aus dem Fenster und den Fiakern zu, wie sie auf der Landstraßer Hauptstraße erst in die eine Richtung rollen und dann wieder in die andere. Wie im Film.

At Café W.I.F. in Vienna – On Landstraßer Hauptstraße, next to the St. Rochus Church, there’s a small espresso bar called „W.I.F. – World in Film.“ The screen-sized sign above the entrance is probably a clue to the origin of the name, and when asked about its origin, the waitress confirms that the café used to be a cinema. Inside, not only does time seem to have stood still, but the guests have also been keeping it company for several decades. Perhaps they’re still waiting to be discovered, because this would be exactly the place where E.T. Spira would make a film. But unfortunately, that’s not going to happen. So you just keep waiting and, in the meantime, watch out the window and the horse-drawn carriages rolling down Landstraßer Hauptstraße, first in one direction and then back again. Just like in a movie.

Im Café Bräunerhof in Wien

Die beiden älteren Herren rechts und links neben mir blättern lautstark und rasch in ihren Zeitungen. Wie man bei diesem Tempo überhaupt etwas lesen kann, ist mir schleierhaft. Abwechselnd steht einer auf und holt sich eine andere Lektüre. Vielleicht ist es eine Art Wettbewerb?

At Café Bräunerhof in Vienna – The two elderly gentlemen to my right and left are flicking through their newspapers loudly and quickly. How anyone can read anything at that pace is beyond me. They take turns getting up and picking up another paper. Perhaps it’s some kind of competition?