Im Café Schopenhauer in Wien

Das Café Schopenhauer ist ein Zwitter: halb Café, halb Buchhandlung. Das verträgt sich ganz gut, denn das Lesen fördert den Appetit, weil dabei so viel Zeit vergeht, dass man, auch wenn man zum Frühstück gekommen ist, plötzlich auch ein Mittagessen, Kaffee und Kuchen und ein Abendmahl benötigt, das aber hoffentlich nicht das letzte ist, denn es gibt ja noch so viel zu lesen! – Mitten im Café stehen drei grünbefilzte Kartenspieltische, die eine Gruppe Pensionisten in Beschlag nimmt. Die alten Leute betragen sich in Erwartung kommender Freuden wie ein Rudel junge Hunde. Sie brauchen einige zehn Minuten, bis sie sich der zahlreichen Über- und Unterjacken entledigt, alle Taschen nach den unentbehrlichen medizinischen und konservatorischen Utensilien untersucht, Tische und Stühle ohrenzerfetzend an die richtige Stelle verschoben und dabei die Ereignisse der letzten hundertundfünfzig Jahre ausgiebig besprochen haben, bevor sie endlich sitzen. Dann spielen sie Karten und plappern. Die kleinen Pappen stecken sie aufrecht in den Spalt zwischen Filz und Tischkante, damit die Hände frei bleiben für diverse Tässchen, Gläschen und Gäbelchen. – Lesen ist überschätzt, das richtige Leben schreibt doch die besten Geschichten.

In the Café Schopenhauer in Vienna – The Café Schopenhauer is a hybrid: half café, half bookstore. That works out quite well, because reading increases your appetite because so much time passes, that, even if you’ve come for breakfast, you suddenly need lunch, coffee and cake and a supper, but hopefully that won’t be the last, because there is still so much to read! – In the middle of the café there are three green felted card playing tables that a group of pensioners are taking over. The old people behave like a pack of young dogs in anticipation of future joys. It takes them a few ten minutes to get rid of the numerous over and under jackets, check all the pockets for the indispensable medical and conservation utensils, move the tables and chairs to the right place and discuss the events of the last hundred and fifty years in detail before they finally sit down. Then they play cards and chatter. They stick the small cardboards upright in the gap between the felt and the edge of the table so that their hands remain free for various cups, glasses and forks. – Reading is overrated, real life writes the best stories.

Aus dem Familienalbum (71)

aus meinem Skizzenbuch / from my sketchbook

Als mir dann gesagt wurde, dass ich adoptiert worden bin, habe ich endlich verstanden, weshalb ich mich in meiner Kindheit so fehl am Platz gefühlt habe. Meine Eltern und Geschwister haben mich nie verstanden und ich sie auch nicht.

From the family album – When I was told that I was adopted, I finally understood why I felt so out of place in my childhood. My parents and siblings never understood me and I didn’t understand them either.

Beredtes Schweigen

Der Abgeordnete Müller von der Fraktion „Die Schweigende Mehrheit“ schweigt zum Thema Nahostkonflikt.

Eloquent silence – MP Müller from the “Silent Majority” faction remains silent on the subject of the Middle East conflict.

Eiderechse

Wenn man dem Lauf der Eider in Schleswig-Holstein folgt, erlebt man eine Überraschung.

Eider-Lizard – If you follow the course of the Eider in Schleswig-Holstein, you will experience a surprise.

Neues aus der Wissenschaft (29)

Eine neue Studie hat die populäre Hypothese widerlegt, dass Insekten vom Licht angelockt werden und dann solange um die Lichtquelle herumkreisen, bis sie vor Erschöpfung sterben. Tatsächlich konnten die Forscher beobachten, dass die Tiere versuchen, sich von der Lichtquelle in gerader Linie zu entfernen. Es ist also auch nicht wahr, dass sich Nachtfalter vom Mondlicht angelockt fühlen und in Richtung des Mondes fliegen, obwohl das anscheinend hin und wieder doch passiert.

Science news – A new study has debunked the popular hypothesis that insects are attracted to light and then circle around the light source until they die of exhaustion. In fact, the researchers observed that the animals tried to move away from the light source in a straight line. So it’s also not true that moths are attracted to moonlight and fly towards the moon, although that seems to happen every now and then. „Shit! Again.“