Neugründung

Vor kurzem veranstaltete der Verein der Naturfreunde in meiner Nachbarschaft eine Feier, bei der sich die Naturfreundejugend der Natur mehr als nur freundschaftlich verbunden zeigte. Sie düngten den Rasen vor meinem Haus mit ihrem Erbrochenen, pinkelten an die Bäume und trieben es im Gebüsch, Müll und Verwüstung hinterlassend. Daher gebe ich nun die Gründung des Vereins der Naturfeinde bekannt, denn eine Natur, die dies mit sich machen lässt, ohne dass sich ein Abgrund auftut, die Vandalen zu verschlingen – eine so saudumme Natur verdient unsere Zuneigung nicht.

Reestablishment
Recently, the Association of Friends of Nature held a celebration in my neighborhood in which the nature-lover’s youth showed more than just sympathy for nature. They fertilized the lawn in front of my house with their vomit, peed at the trees and tumbled eachother in the bushes, leaving garbage and desolation. Therefore, I now announce the founding of the Association of Enemies of Nature, because a nature that allows this to be done without opening up a gulf to devour the vandals – such a silly nature does not deserve our affection.

Erschienen / published in Titanic 1/2020

Diskutiere – Mein Hund ist ein Schwein!

Immer weniger Menschen sind noch in der Lage, ihren Haustieren Grenzen zu setzen. Stattdessen führen sie fruchtlose Streitgespräche, nicht nur an der Supermarktkasse. Doch oft ist es selbst dafür zu spät. Franz P.: „Mein Goldfisch spricht nicht mehr mit mir!“
Tierhändler raten kauffreudigen Kunden inzwischen nicht selten vom Erwerb eines Haustieres ab. Max K.: „Ich sehe das immer häufiger, dass Leute, die keiner Fliege was zuleide tun können, sich unbedingt eine anschaffen wollen. Nach ein paar Stunden sind sie völlig entnervt und bringen das Tier zurück. Die Leute haben keine Ahnung und sind der Aufgabe nicht gewachsen.“
Manche haben schon in der Kindheit Erfahrungen mit Haustieren gemacht und erinnern sich an schöne Stunden mit kuscheligen Fellknäueln. Früher war vielleicht einiges besser, aber wie so oft wird vieles auch verklärt, Verletzungen werden verdrängt. Experten bestätigen: Die meisten Tiere sind nicht mehr dieselben wie früher.
Wir haben uns mit einem Betroffenen verabredet, der anonym bleiben möchte (Darum bitte mit verfremdeter Stimme lesen; die Red.): „Seit ein paar Wochen ignorieren mich meine Katzen. Ich habe schon versucht, mit ihnen zu reden, aber dann schauen sie mich so seltsam an, stecken die Köpfe zusammen und kichern. Heute haben sie den ganzen Tag ostentativ ihre Krallen geschärft, aber ich traue mich nicht, die Polizei zu rufen.“
Dass sich Mensch und Tier nur noch wenig zu sagen haben, liegt auch an den digitalen Medien. Karl M.: „Früher hatten wir so viel Spaß miteinander, mein Python und ich, aber seit einigen Monaten spricht er nur noch mit seinem Rechner. Einmal wollte ich ihm den wegnehmen, da hat er mich gewürgt!“
Das mag wie ein Extremfall aussehen, aber in den einschlägigen Foren berichten Haustierbesitzer zunehmend von physischer und psychischer Gewalt, Fälle von Mobbing sind keine Seltenheit. Peter K.: „Ich bin mit den Nerven fertig. Die Papageien verbreiten Gerüchte über mich. Meine Frau hat schon die Scheidung eingereicht.“ Andere müssen noch schlimmere Demütigungen erdulden. Bernd Z.: „Mein Hund ist ein Schwein! Immer wenn ich in Ruhe fernsehen will, reibt er sich an mir und fickt mich dann ins Knie. Ich komme mir so benutzt vor!“
Tierpsychologen ist das Problem seit langem bekannt. Prof. Dr. Sielmann jr. von der Universität Schweinfurt: „Seit 1968 wurden Generationen von Hunden an der langen Leine gehalten und wuchsen in dem Bewusstsein heran, dass Autoritäten ungestraft in Frage gebellt werden dürfen. Mit dem Fall der Mauer sind bei vielen dann endgültig die letzten Hemmungen verschwunden.“
In Großstädten ist das Problem natürlich sichtbarer als auf dem Land. Zahlreiche Hundehalter verzichten daher darauf, ihre Tiere in die Schule zu schicken. Atze O. aus Berlin-Marzahn: „Der Kiez hier wird seit der Flüchtlingswelle von aggressiven Afghanenrudeln beherrscht. Meinen Rex lasse ich nicht mehr alleine auf die Straße!“ Lehrer berichten von zunehmender Verrohung. Fritz W.: „Unsere Schüler rüsten auf. Das sind zum Teil schon regelrechte Kampfhunde. Ich hab da durchaus Verständnis für.“
Doch nicht nur in sozialen Brennpunkten und an Hundeschulen nimmt die Gewalt zu, auch in gutbürgerlichen Gegenden herrscht Verunsicherung. Boutiquenbesitzerin Annette v. B. aus Buxtehude: „Diese widerlichen Chihuahuas! Stolzieren hier frech in der Gegend herum und pissen vor meinen Laden, die mexikanischen Kläffer. Trump hat doch völlig Recht! Das nächste Mal wähle ich den!“
Die Tiere haben den Respekt vor ihrem Halter verloren. Erna M.: „Der Hamster tyrannisiert mich! Ständig verlangt er Dinge von mir, die ich entwürdigend finde. Was soll ich nur tun?“ Polizei und Justiz konnten nichts ausrichten, da der Hamster sich nicht zu den Vorwürfen äußern wollte – schon gar nicht bei Tageslicht. Polizeihauptkommissar Dieter R.: „Die meisten Hamster schweigen sich aus, andere haben die Backentaschen so voll, dass man kein Wort versteht. Das sind oft Gewohnheitsverbrecher, denen es überhaupt nichts ausmacht, jahrelang in einen Käfig gesperrt zu werden.“
Ein besonders tragischer Fall ereignete sich im letzten Winter in München. Bei Minusgraden erfror dort ein Rentner, der von seinem Dachshund in einem öffentlichen Park ausgesetzt worden war! Der Täter aber konnte sich geschickt seiner Strafe entziehen, indem er vor Gericht eine üble Dackelblicknummer abzog.
Auch der Tierschutzbund ist von seinen ursprünglichen Idealen längst abgerückt. Er rät dazu, im Zweifel das Haustier einfach aufzuessen.

Debatanimals – My dog is a pig!
Fewer and fewer people are still able to set limits on their pets. Instead, they lead fruitless arguments, not only at the supermarket checkout. But often it is too late for that. Franz P.: „My goldfish does not speak to me anymore!“
In the meantime, pet traders often advise buyers who are keen to buying a pet. Max K.: „I see it more and more often that people who can not harm a fly want to buy one. After a few hours they are completely unnerved and bring the animal back. People have no idea and are no match for the task.“
Some have had experience with pets since childhood and remember happy hours with cuddly fur balls. In the past, perhaps a lot was better, but as so often many things are transfigured, psychic trauma are repressed. Experts confirm:
Most animals are not the same as they used to be.
We have an appointment with an affected person who wants to remain anonymous (Therefore, please read in an alienated voice, the Red.): „For a few weeks now my cats do ignore me. I’ve tried to talk to them, but then they look at me so strangely, sticking their heads together and giggling. Today they have sharpened their claws ostentatious all day, but I do not dare to call the police.“
That humans and animals have nothing left to say to each other, is also due to the digital media. Karl M.: „We used to have so much fun together, my Python and me, but for several months now he’s only talking to his computer. Once I wanted to take that away from him, he strangled me!“
This may seem like an extreme case, but in the relevant forums pet owners are increasingly reporting physical and psychological violence, cases of bullying are not uncommon. Peter K.: „I’m a nervous wreck. The parrots spread rumors about me. My wife has already filed for divorce.“ Others have to endure even worse humiliation. Bernd Z.: „My dog ​​is a pig! Whenever I want to watch TV in peace, he rubs against me and then fucks my knee. I feel so used!“
Animal psychologists have long known the problem. Prof. Dr. Sielmann jr. from the University of Schweinfurt: „Since 1968, generations of dogs have been kept on a long leash and grew up aware that authorities can be questioned with impunity. With the fall of the wall, many have finally lost their last inhibitions.“
In big cities the problem is of course more visible than in the countryside. Many dog ​​owners therefore refrain from sending their animals to school. Atze O. from Berlin-Wedding: „The neighborhood here has been ruled by aggressive Afghans since the wave of refugees. I do not leave my Rex alone on the street!“ Teachers report increasing brutalization. Fritz W.: „Our students are getting ready. They are partly true fighting dogs. I understand that.“
However, violence is on the increase not only in social hotspots and dog training centers, but also in middle-class areas there is uncertainty. Boutiques owner Annette v. B. from Buxtehude: „These disgusting Chihuahuas! Proudly boast around in the area and piss in front of my shop, these Mexican curs. Trump is completely right! Next time I will vote for him! „
The animals have lost the respect for their owner. Erna M.: „The hamster is bullying me! He constantly demands things from me that I find degrading. What should I do?“ Police and Justice could not do anything, because the hamster did not want to comment on the allegations – especially not in daylight. Chief Inspector Dieter R.: „Most hamsters keep silent, others got their cheek pouches loaded so you do not understand a word. These are often habitual criminals who do not mind being locked in a cage for years.“
A particularly tragic case occurred last winter in Munich. At minus degrees a pensioner froze who had been exposed by his Dachshund in a public park! The perpetrator but could deftly escape his punishment by putting up an appalling puppy-dog-eyes-fuss in court.
The Animal Welfare Association has long since moved away from its original ideals. Their advise, if in doubt, is to simply eat the pet.

Erschienen heute / published today in taz.die tageszeitung

Knapp vorbei

Als Herr H. letztens aus einer Laune heraus die Unterpfaffenhofener Kathedrale betreten hatte, unternahm Gott einen erneuten Versuch, Herrn H. zu erleuchten, verfehlte jedoch sein Ziel. Dafür traf er ein paar der zum Altar führenden Stufen und einen Mülleimer, die seitdem mit naseweisen Bemerkungen den Gottesdienst stören. Das Pfarramt hat freilich eine Eingabe gemacht, die jedoch wie stets unbeantwortet blieb.

That was a close thing – When Mr. H. had recently entered the Unterpfaffenhofen cathedral on a whim, God made another attempt to enlighten Mr. H., but missed his goal. Instead, he hit a few of the steps leading to the altar and a trash can, which since then disturb the service with saucy remarks. The parish office has made an complaint of course, which remained unanswered as always.

Erschienen / published in TITANIC 12/2019

Zuletzt erschienen

Zeug, Kurzgeschichten und Lichtbildervorträge, 132 S., 17,99 €, bestellbar in jeder Buchhandlung oder hier

Ein Lichtschalter, eine Deckenleuchte, ein Fenster, ein Himmel, ein Haus, zwei Stockbetten, vier Spinde, zwei Stühle, ein Tisch, ein Kopfkissen, eine grobe Wolldecke, eine Matratze, ein Mülleimer. Ich.

New release – „Stuff“
Short stories and slideshows
A light switch, a ceiling light, a window, a sky, a house, two bunk beds, four lockers, two chairs, a table, a pillow, a rough blanket, a mattress, a dustbin. Me.

Neues vom Tiersport

Bayerischer Meister im Feuerleitersitzen wurde diese Gruppe Tauben aus München. Die Jury überzeugte besonders Synchronizität und Symmetrie der Darbietung. Eine Mannschaft unterfränkischer Milben erreichte nur den zweiten Platz, Dritte wurden drei Dackel aus Dingolfing. Überschattet wurde das Turnier durch die Disqualifizierung einiger Goldfische aus Augsburg, die sich durch Vertrocknen einen Vorteil verschafft hatten.

News from the animal sport. – Bavarian champion in the discipline Sitting-on-a-fire-escape was this group of pigeons from Munich. The jury was particularly impressed by the synchronicity and symmetry of the performance. A team of Franconian mites only reached the second place, third were three dachshunds from Dingolfing. The tournament was overshadowed by the disqualification of some goldfish from Augsburg, who had gained an advantage by drying up.

Erschienen / published in TITANIC 11/2019

An der Peripherie

„Dies mein Junge“, sagte der alte Mann, der sich neben mich auf die Bank gesetzt hatte, „dies sind nicht die Bretter, die die Welt bedeuten. Aber sind sie deshalb etwa weniger bedeutend?“ fragte er und sah mich an. Ich wusste nicht, was ich darauf hätte antworten können, darum schwieg ich bedeutungsvoll und deutete durch eine sachte Kopfbewegung Zustimmung an. „Natürlich sind sie das, Dummkopf!“ schrie er plötzlich, sprang auf und stürmte laut schimpfend, mit dem Gehstock in meine Richtung drohend, davon.

On the periphery. – „These, my boy,“ said the old man sitting down next to me on the bench, „these are not the boards that mean the world, but are they hence less significant?“ he asked, looking at me. I did not know what to say, so I kept my silence meaningful and indicated agreement with a gentle nod. „Of course they are, stupid!“ he screamed suddenly, jumped up and stormed off, shouting loudly, threatening me with the cane.

(erschienen / published in Titanic 9/2019)

Neu erschienen

„Aufgeben oder Bleibenlassen“, 76 S., 7,99 €, bestellbar in jeder Buchhandlung oder hier

Wie die Familie Gruber möglicherweise die Welt gerettet hat. Ein Stück Heimattheater aus dem Katastrophenstadl

Am Vorabend der Katastrophe scheint es, als hätten sich alle Prophezeiungen erfüllt. Die Welt ist kalt und leer, das Brot trocken, das Bier dünn. Die Menschen haben Angst und die Angst wohnt in Sendling.

Ignaz Wollens einen Schnaps? Sie schauen so aus, als könntens einen brauchen.
Ludwig Also, eigentlich müsst ich ja noch fahren, nicht wahr. Aber naja, einer geht immer.
Ignaz Ich glaub fast, der hat sich noch mehr erschrocken als wir. Bleich wie der Tod.
Ludwig Wie der Tod. Haha. Jaja.

New Release – „Give Up or Leave“
How the Gruber family possibly saved the world. A piece of homeland theater from the barn of disaster.
On the eve of the catastrophe, it seems as if all the prophecies have been fulfilled. The world is cold and empty, the bread dry, the beer thin. People are afraid and fear lives in Sendling.

Neu erschienen

„Puskas fürchtet“, 160 S., 17,99 €, bestellbar in jeder Buchhandlung oder hier

„Puskas fürchtet, eines Tages wahnsinnig zu werden. Er könne an nichts anderes mehr denken als daran, wie es wäre, wahnsinnig zu werden. Seit Tagen treibe ihn nur noch dieser eine Gedanke um, er wache eines Morgens auf und sei wahnsinnig. Oder er sitze beim Abendbrot und mir nichts dir nichts werde er wahnsinnig. Eben noch wäre er nicht wahnsinnig gewesen und im nächsten Augenblick schon würde er wahnsinnig. Dieser Gedanke mache ihn verrückt.“

New release. „Puskas fears“.
„Puskas fears that one day he will go insane. He could think of nothing more than what it would be like to go insane. For days only this one thought had been bothering him, he woke up one morning and was crazy. Or he was sitting at supper and suddenly he was going crazy. He had not been insane just yet, and the next moment he was going insane. That thought drives him crazy.“