From the family album – At some point we were no longer invited to family gatherings.
Autoren-Archiv: Tibor Rácskai
Endlich daheim!
Ein anstrengender Tag geht für den Tag zu Ende. Jetzt ist er schon durch die Tür hinein, gleich kann er auf dem Sofa die Beine ausstrecken, dann ist endlich Feierabend. Zum Glück ist Winter, da muss er nicht so lange draußen sein. Zwar ist es im Sommer wärmer, aber wenn die Leute ewig nicht nach Hause gehen wollen und quengeln: „Jetzt komm halt, häng noch eine Viertelstunde dran, ein paar Minuten nur, geh! noch einen Augenblick!“, dann geht ihm dann das schon ein bissl auf die Nerven. Winter ist trotzdem schlimmer, weil es so scheiß kalt ist. Doch jetzt gibt es gleich einen schönen warmen Tee und hinterher ein Glas Wein und morgen muss er schon wieder zwei Minuten weniger arbeiten. Das ist doch eine schöne Aussicht.
Home at last! – A busy day comes to an end for the day. Now he’s already through the door, in a few moments he will stretch his legs on the sofa and then it’s finally end of work. Luckily it’s winter, so he doesn’t have to be outside for so long. It’s warmer in the summer, but when people don’t want to go home for ages and whine: „Now come on, hang on for another quarter of an hour, just a few minutes, come on! Just a moment!” then it gets on his nerves a bit. Winter is still worse because it’s so damn cold. But now there’ll be a nice warm tea and then a glass of wine and tomorrow he has to work two minutes less. That’s a nice perspective.
Gut versteckt!
(Für Karl Kempf)
Well hidden! (For Karl Kempf)
Quatschgekritzel (21)
Nonsense doodle – The sad burger
Beim Tierarzt
Erst beim Tierarzt erfuhr Gertrud, warum die beiden kleinen Hunde, die man ihr auf dem Bauernmarkt in Hintertupfing verkauft hatte, nicht anständig bellen wollten. Der Doktor machte zur Sicherheit noch eine Röntgenaufnahme.
At the vet – It was only at the vet that Gertrud found out why the two small dogs that had been sold to her at the farmers‘ market in Hintertupfing didn’t want to bark properly. The doctor took an x-ray just to be sure.
Also doch!
Wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, dass der Grüne Hügel in Bayreuth unter der Oberfläche ziemlich braun ist. Als hätte man es nicht seit je geahnt!
After all! – If you look closely, you can see that the Green Hill in Bayreuth is quite brown beneath the surface. As if we hadn’t suspected it ever since!
Kathedrale Notre-Dame de Reims
Aus angemessener Entfernung ist die gotische Kirche immer noch sehr schön, erst wenn man näher kommt, sieht man, wie kaputt sie tatsächlich ist. Die Front des Großen Krieges war gleich nebenan und die Deutschen haben das Bauwerk böse zerschossen. Der Innenraum ist riesig, aber sehr karg, er wirkt wie geplündert, fast tot. Obwohl es mir egal sein darf, finde ich das traurig. Außerdem erinnert mich das schmutzige Grau unangenehm an die Schule zuhause. An den Wänden hängen sogar einige hässliche Informationsplakate zur Geschichte des Bauwerks, die den Eindruck eines absurden Schulgebäudes verstärken. Die stärkste Wirkung geht von dem aus, was man nicht sehen kann, nämlich der historischen Bedeutung des Ortes: fast alle Könige Frankreichs waren einmal hier und man geht da, wo auch Jeanne d’Arc einmal ging.
Notre Dame de Reims Cathedral – From a reasonable distance the Gothic church is still very beautiful, it’s only when you get closer that you see how broken it actually is. The front of the Great War was right next door and the Germans badly shot up the structure. The interior is huge, but very sparse, it looks like it has been looted, almost dead. Although I don’t have to care, I find that sad. Plus, the dirty gray reminds me uncomfortably of school at home. There are even some ugly information posters about the history of the building hanging on the walls, which reinforce the impression of an absurd school building. The strongest impact comes from what you can’t see, namely the historical significance of the place: almost all the kings of France were here at one time and you walk where Joan of Arc once walked.
Wie es wirklich war (20)
Bis heute hält sich hartnäckig die Vorstellung, Martin Luther höchstpersönlich habe eine neue Richtung erfunden und wie bei so vielem auch gleich den passenden Begriff dafür. Angeblich seien zuvor alle damit zufrieden gewesen, dass es immer nur linksrum ging, denn mehr hätten sich die Leute damals halt nicht vorstellen können. Das ist natürlich Unsinn, denn freilich wusste man, dass es auch rückwärts gehen kann, wobei rückwärts zugleich das Gegenteil von unten war. Das erscheint uns Heutigen seltsam, aber so war das halt. Jedenfalls hat Luther irgendwann frech behauptet, er habe sich ein Gegenteil für oben ausgedacht, weil es im Deutschen noch kein passendes Wort für einen obskuren hebräischen Begriff aus einem noch obskureren apokryphen Text gebe, den inzwischen aber leider sein Hund gefressen habe. – Was war nochmal die Frage?
How it really was – The idea that Martin Luther himself invented a new direction and, as with so many things, the right term for it, still persists to this day. Supposedly everyone was previously happy with the fact that it always only went to the left, because people couldn’t have imagined anything more at the time. This is of course nonsense, because we knew that things could also go backwards, although backwards was also the opposite of down. That seems strange to us today, but that’s just how it was. In any case, at some point Luther cheekily claimed that he had come up with an opposite for the above because there was not yet a suitable word in German for an obscure Hebrew term from an even more obscure apocryphal text, which his dog had unfortunately eaten in the meantime. – What was the question again?
Im Susiladen
Neulich beim Susiausstatter nachgesehen, was es Neues gibt. Der Ladeninhaber, der überraschenderweise nicht Susi heißt, sondern Karl-Heinz, meinte, der Susimarkt sei gerade im Umbruch, weil die meisten Leute seit der Pandemie vor allem online ihren Susibedarf decken. Was waren das noch für Zeiten, als es in jedem Dorf einen Susiladen gab und die Innenstädte vom Susieinzelhandel dominiert wurden! Tja, vorbei.
At the Susi shop – Recently checked at the Susi-outfitter to see what’s new. The shop owner, whose name is surprisingly not Susi but Karl-Heinz, said that the Susi market is currently in a state of upheaval because most people have been covering their Susi needs primarily online since the pandemic. Those were the days when there was a Susi shop in every village and the inner cities were dominated by Susi retail! Well, over and done.
(Grüße nach W. / Greetings to W.)
Mauerblümchen
Wallflower