Im Café Weingartner in Wien

Während in meiner Heimatstadt ein Besuch in einem Café meist bedeutet, dass man in einem winzigen Raum mit zu vielen aufgeregt plappernden jungen Familien zusammengepfercht auf Kindermöbeln hockend eine halbe Stunde auf einen simplen Kaffee warten muss, veranschaulicht das Café Weingartner den Unterschied zwischen Barbarei und Zivilisation. Hier kann man in einem großzügig bemessenen und dem Auge schmeichelnden Raum ungestört und beinfrei alles haben, was Zunge und Gaumen begehren, während einer mit Queue und Kugeln auf einem der Karamboltische Geräusche macht, die das Ohr nicht beleidigen.

At Café Weingartner in Vienna – While in my hometown, a visit to a café usually means waiting half an hour for a simple coffee in a tiny room with too many excitedly chattering young families crammed together on children’s furniture, Café Weingartner exemplifies the difference between barbarism and civilization. Here, in a spacious and pleasing-to-the-eye space, you can indulge in everything your tongue and palate desire, undisturbed and with your legs free, while someone makes noises that aren’t offensive to the ear with their cue and balls on one of the billiard tables.

An der Peripherie (8)

Im Naturhistorischen Museum in New York erklärt eine Führerin die großen Eisenmeteoriten. Später frage ich sie, ob sie oft mit Leuten zu tun habe, die behaupten, das könne alles gar nicht sein, weil die Erde nur 6000 Jahre alt sei. Sie sagt, dass es durchaus vorkomme. Einmal habe eine christliche Schule einen Ausflug ins Museum gemacht, nur um ihr vorzuwerfen, sie sei keine gute Christin. Ihren Einwand, dies sei ein Museum für Wissenschaft und nicht für Glaube, hätten sie nicht gelten lassen. Zurzeit mache sie eine Fortbildung für Führungen in der Abteilung für Evolution und fürchte sich schon ein bisschen.

On the Periphery – At the Natural History Museum in New York, a guide explains the large iron meteorites. Later, I ask her if she often encounters people who claim that none of this can be possible because the Earth is only 6,000 years old. She says it does happen. Once, a Christian school took a field trip to the museum only to accuse her of not being a good Christian. They didn’t accept her argument that this was a museum for science, not for faith. She’s currently taking a tour training course in the evolution department and is a little scared.

Vergessene Helden (2)

Auch ein Superheld wird älter, die Flügel werden schlaff, das Kreuz steif und das Verbrechen fürchtet ihn nicht mehr. Während alberne Marvel-Figuren und seltsame Mutanten die Aufmerksamkeit des Publikums bekommen, kümmert sich unser Held darum, dass auch die kleinen Vergehen nicht unbemerkt bleiben. Die venezianische Stadtreinigung aber dankt es ihm nicht, sondern zeigt ihn wegen Vandalismus an. Was ist nur aus dieser Welt geworden?

Forgotten Heroes – Even a superhero gets old, his wings grow limp, his back stiff, and crime no longer fears him. While silly Marvel characters and strange mutants capture the audience’s attention, our hero makes sure that even minor offenses don’t go unnoticed. The Venetian city cleaning service, however, doesn’t thank him, but instead reports him for vandalism. What has this world ever come to?

Rand- und Nebenwissen (11)

Bekanntlich ist der Hl. Thomas der Patron der Architekten, Zimmerleute, Steinhauer und Religionsgelehrten. Wenig bekannt ist, dass ein im frühen 19. Jh. bankrott gegangener Bauunternehmer namens Franz Gruber oder auch Hans Huber oder so ähnlich – das ist bis heute ungeklärt – der Schutzpatron der schlechten Architekten, unfähigen Bauherren und warum auch immer, der Finanzminister ist. Meist wird er mit vor die Stirn geschlagener Hand dargestellt. Dass er jemals in der Not geholfen habe, ist nicht belegt, aber sein Bildnis wird dennoch oft an Fassaden angebracht. Was soll man von schlechten Architekten, unfähigen Bauherren und Finanzministern auch anderes erwarten.

Peripheral and secondary knowledge – St. Thomas is known to be the patron saint of architects, carpenters, stonemasons, and religious scholars. What is less well known is that a building contractor who went bankrupt in the early 19th century and was named Franz Gruber or Hans Huber or something similar —this remains unclear to this day—is the patron saint of bad architects, incompetent builders, and, for whatever reason, the finance minister. He is usually depicted with his hand clasped to his forehead. There is no evidence that he ever helped in times of need, but his image is nevertheless often affixed to facades. What else can one expect from bad architects, incompetent builders, and finance ministers?

Neues aus dem Tierreich (29)

An einem noch geheim gehaltenen Ort in Mitteleuropa haben Forscher eine Population von Regenwürmern entdeckt, die in wenigen Jahren einen erstaunlichen Evolutionssprung gemacht hat. Anscheinend waren die Tiere es leid, bei Regenwetter entweder in Pfützen zu ersaufen, von Vögeln gefressen oder von Menschen zertreten oder überfahren zu werden, und haben darum unter der Erde elektrifizierte und beheizbare Behausungen gebaut. Die Forscher sprechen sogar von regelrechten Städten. Angeblich beherrschten die Würmer nicht nur die Stromerzeugung durch Kernfusion, etwas, woran die Menschheit bisher gescheitert ist, sondern würden offensichtlich Versuche unternehmen, Menschen so weit zu schrumpfen, dass sie als Angelköder zu verwenden seien. Da das Ausmaß der Verbreitung dieser aggressiven Art unbekannt ist, empfehlen die Forscher in ihrer in der Zeitschrift Nature veröffentlichten Untersuchung, vorsichtshalber ganz Europa mit Atomwaffen zu zerstören, um die Menschheit vor Versklavung und sicherem Untergang zu retten.

News from the Animal Kingdom – At a still-undisclosed location in Central Europe, researchers have discovered a population of earthworms that has made an astonishing evolutionary leap in just a few years. Apparently, the animals were tired of either drowning in puddles during rainy weather, being eaten by birds, or being trampled or run over by humans, so they built electrified and heated underground dwellings. The researchers even speak of veritable cities. The worms are alleged to have not only mastered electricity generation through nuclear fusion, something humanity has so far failed to achieve, but are also apparently attempting to shrink humans to the point where they can be used as fishing bait. Since the extent of the spread of this aggressive species is unknown, the researchers recommend in their study published in the journal Nature that all of Europe be destroyed with nuclear weapons as a precautionary measure to save humanity from enslavement and certain extinction.

Wie es wirklich war (33)

Nach dem Apollo-1-Desaster führte die NASA angeblich weder eine Apollo-2-Mission noch eine Apollo-3-Mission durch. Wie sich inzwischen aber herausgestellt hat, ist das nicht richtig. Die tatsächlich durchgeführte Apollo-2-Mission sollte ein reiner Raketentest sein, der allerdings über das Ziel weit hinausschoss und ein kreisrundes Loch in den Nachthimmel bohrte. Sämtliche spätere Missionen dienten offenbar dazu, das Loch zu schließen. Welcher Art die Lichtquelle war, die wir als ‚Mond‘ bezeichnen, bevor sie von Apollo 2 zerstört wurde, ist nicht bekannt. Ebenso unklar ist, was die Amis dort oben als Ersatz angebracht haben. ESA-Experten gehen von in Reihe geschalteten Autoscheinwerfern aus. Der eigentliche Skandal jedoch ist, dass angeblich niemand nachgesehen hat, was sich hinter dem Loch befindet.

What it really was – After the Apollo 1 disaster, NASA allegedly conducted neither an Apollo 2 nor an Apollo 3 mission. However, as has since been revealed, this is not true. The actual Apollo 2 mission was intended to be a pure rocket test, but it overshot the target and punched a circular hole in the night sky. All subsequent missions apparently served to fill the hole. The nature of the light source we call the ‚moon‘ before it was destroyed by Apollo 2 is unknown. It is also unclear what the Americans installed as a replacement. ESA experts believe it was car headlights connected in series. The real scandal, however, is that apparently no one looked to see what was behind the hole.

Im Café W.I.F. in Wien

Auf der Landstraßer Hauptstraße gibt es neben der Rochuskirche ein kleines Espresso, das „W.I.F. – Welt im Film“ heißt. Das leinwandgroße Schild über dem Eingang ist wohl schon ein Hinweis auf den Ursprung des Namens und auf die Frage nach dessen Herkunft bestätigt die Bedienung, dass das Café früher ein Kino gewesen sei. Innen scheint nicht nur die Zeit hocken geblieben zu sein, auch die Gäste leisten ihr wohl seit einigen Jahrzehnten gute Gesellschaft. Vielleicht warten sie noch darauf, entdeckt zu werden, denn dies wäre genau der Ort, an dem E.T. Spira einen Film machen würde. Aber daraus wird leider nichts mehr. Dann wartet man eben weiter und schaut in der Zwischenzeit aus dem Fenster und den Fiakern zu, wie sie auf der Landstraßer Hauptstraße erst in die eine Richtung rollen und dann wieder in die andere. Wie im Film.

At Café W.I.F. in Vienna – On Landstraßer Hauptstraße, next to the St. Rochus Church, there’s a small espresso bar called „W.I.F. – World in Film.“ The screen-sized sign above the entrance is probably a clue to the origin of the name, and when asked about its origin, the waitress confirms that the café used to be a cinema. Inside, not only does time seem to have stood still, but the guests have also been keeping it company for several decades. Perhaps they’re still waiting to be discovered, because this would be exactly the place where E.T. Spira would make a film. But unfortunately, that’s not going to happen. So you just keep waiting and, in the meantime, watch out the window and the horse-drawn carriages rolling down Landstraßer Hauptstraße, first in one direction and then back again. Just like in a movie.

Neues aus der Wissenschaft (52)

Da durch die Erderwärmung Schneefall in mittleren Breiten immer seltener wird, führen Forscher der Gartenbauschule Ramsau zurzeit Versuche durch, Kunstschnee, für dessen Herstellung bekanntlich sehr viel Grundwasser verbraucht wird, durch natürlichen Schnee aus Blütenblättern zu ersetzen. Erste Versuche waren durchaus erfolgreich, allerdings reichte der Vorrat an Blütenblättern nur für einen 2,5 Meter langen Rundkurs für sehr kurze Langlaufskier.

Science News – As global warming is causing snowfall in mid-latitudes to become increasingly rare, researchers at the Ramsau Horticultural School are currently conducting experiments to replace artificial snow, the production of which notoriously consumes large amounts of groundwater, with natural snow made from flower petals. Initial trials were quite successful, but the supply of petals was only sufficient for a 2.5-meter-long circuit for very short cross-country skis.