Aus dem Familienalbum (4)

Cousin Eberhard wohnt im zehnten Stock, und es ist uns allen ein Rätsel, wie er es geschafft hat, die Genehmigung des Vermieters zu bekommen, vor dem Wohnzimmerfenster einen Erker anzubauen. Dieser gleicht in Form und Ausstattung einem dieser venezianischen Wasserbusse, zumindest dem vorderen Drittel eines solchen Bootes, denn Eberhard träumte seit einer Reise nach Venedig in seiner Jugend immer davon, einmal Kapitän auf einem solchen Schiff zu sein. An seinen Geburtstagen müssen wir nach dem Mittagessen für eine halbe Stunde auf den Hartschalensitzen Platz nehmen, während unser Kapitän in seiner schönsten Uniform zwischen Fenstern und Reling entlang schreitet, sinnend in die Ferne blickt und ab und zu vollkommen sinnlos die Glocke läutet. Dennoch ist seine Vorstellung insgesamt sehr glaubwürdig und auch das Wissen, in einem Boot 30 Meter über dem Erdboden zu schweben, führt dazu, dass die meisten von uns tatsächlich seekrank werden. Danach gibt es zum Glück immer Schnaps.

From the family album – Cousin Eberhard lives on the tenth floor, and it’s a mystery to us all how he managed to get permission from the landlord to build an oriel in front of the living room window. In form and equipment it resembles one of these Venetian water buses, at least the front third of such a boat, because since a trip to Venice in his youth Eberhard always dreamed of being a captain on such a ship. On his birthdays, after lunch, we have to sit on the hard-shell seats for half an hour, while our captain, in his most beautiful uniform, walks between the windows and the railing, gazing into the distance and now and then uselessly ringing the bell. Nevertheless, the performance is very credible overall. Also, knowing that you are floating in a boat 30 meters above the ground will cause most of us to actually get seasick. After that, fortunately, there is always schnapps.