Im Café am Heumarkt in Wien

Das Café wurde, als die Benzinkutschen die Macht übernommen haben, an den Rand gedrängt, und da befindet es sich heute noch, am Straßenrand, ein Eckensteher, der darauf wartet, dass etwas passiert. Drinnen passiert aber auch nicht mehr viel. Zwei ältere Herren sitzen Schulter an Schulter an zwei Tischen, rascheln gemeinsam in ihren Zeitungen und nippen abwechselnd ihre Achtel leer. Auf dem Billardtisch spielt nur noch das Licht, der Koch fläzt gelangweilt im Durchgang zur Küche, während im Hintergrund eine alte Frau mit etwas klappert. Ein gebeugter grauer Ober wackelt den Kaffee herüber, der auf dem Weg ein paar Grad kälter werden wird. Ein angedeutetes Lächeln, ein Glas Wasser und ein Keks erinnern daran, dass trotz allem die Form gewahrt werden muss. Das rote Leder der Sitzbänke ist brüchig geworden und die letzten Gäste werden irgendwann nicht mehr kommen, denn so viele wachsen leider nicht nach, die den Charme des Morbiden zu schätzen wissen.

At the Café am Heumarkt in Vienna – The café was pushed to the sidelines when the petrol-powered carriages took over, and there it is today, on the side of the road, a corner stander waiting for something to happen. But not much is happening inside either. Two older men sit shoulder to shoulder at two tables, rustling through their newspapers together and taking turns sipping their wineglasses empty. The only one playing on the pool table is the light, the cook lounges bored in the passage to the kitchen, while an old woman clatters something in the background. A hunched gray waiter totters over the coffee, which will get a few degrees colder on the way. A hint of a smile, a glass of water and a biscuit remind us that, despite everything, the form must be maintained. The red leather of the benches has become brittle and the last guests will stop coming at some point, because unfortunately there are not enough new generations to appreciate the charm of the morbid.