Der Bierkrügeeinsammler K. litt sehr darunter, dass es für seine Tätigkeit keine ihm geeignet erscheinende Bezeichnung gab. Denn heimlich liebte er seinen Beruf, wenn er auch wie alle über die Arbeit schimpfte. Er hätte schon lange eine Stelle am Ausschank oder in der Wurstbraterei haben können, doch K. wollte das gar nicht. Er war gerne unter Menschen und liebte den Trubel. Seiner Ansicht nach umfasste seine Tätigkeit sehr viel mehr, als das bloße Einsammeln von leeren oder fast geleerten Bierkrügen. Zuerst einmal mussten diese überhaupt ausfindig gemacht werden. Dann hatte er sie auf seinem Wagen zu verstauen. Er sorgte dafür, dass die Tische und Bänke sauber blieben und ordentlich in den Reihen standen. Er sammelte auch die Essensreste ein, las auf, was zu Boden gefallen war, erteilte Auskünfte und wies den Gästen den Weg zur Toilette. Schließlich brachte er seine Ladung zurück zum Ausschank, sortierte den Müll und begann von neuem. Trotzdem nannte man ihn Bierkrügeeinsammler. Das war ebenso falsch wie sperrig und unschön. Der Schankkellner durfte sich immerhin Kellner nennen, obwohl er nichts weiter tat, als Bier in Krüge zu füllen. Es gab im Biergarten nichts zu kellnern. Aber K. war nicht missgünstig. Er wünschte nur, auch seine Tätigkeit gewürdigt zu sehen. In seiner knapp bemessenen Freizeit verfasste er Gedichte, die von der Sehnsucht nach dem richtigen Ausdruck beseelt waren. K. war ein großer Freund der Lyrik und er war sehr stolz darauf. Sein direkter Vorgesetzter, der Schankkellner M., ein dumpfer und brutaler Mensch, machte sich stets über diese Neigung K.s lustig. Ebenso taten es alle Kollegen und Stammgäste, die natürlich über K.s Doppelleben wohlinformiert waren. Da befanden sich einige darunter, die nach K.s Wissen und Meinung keinen geraden Satz sprechen konnten, die schon seit Jahrzehnten alkoholabhängig waren, deren Leben freudlos und armselig war und die nichts auf der Welt ihr eigen nennen durften. Wenn K. sich in die Nähe dieser Leute begab, oder wenn sich dann der Schankkellner M. zu ihnen gesellte, was er jeden Abend tat, sobald der Betrieb es zuließ, dann kam sofort und unweigerlich die Rede auf K. Hilfsdepp nannte ihn einer, ein anderer rief ihn Noagerlmörder, ein dritter Essen-auf-Rädern. Der Schankkellner M. taufte ihn Wurschtzipfibestatter, ein selten dummer Name. Einer betitelte ihn Botschamperlchauffeur, ein anderer meinte, er sei der Nachkoster, was natürlich überhaupt nicht der Wahrheit entsprach. So ging es alle Tage und immer fiel diesen Männern ein neuer Schimpfname ein. Dabei war es nicht die Gemeinheit, die ihn erzürnte, sondern die Leichtigkeit, mit der die Männer ihm die Namen zuteilten. Als bräuchten diese nur aus der Luft gegriffen zu werden.
An idealist
The beer mug collector K. suffered a lot from the fact that there was no suitable name for his activity. Because he secretly loved his job, even if like everyone else he complained about work. He could have had a job at the bar or in the sausage roast for a long time, but K. didn’t want that at all. He liked to be around people and loved the hustle and bustle. In his opinion, his job included much more than just collecting empty or almost empty beer mugs. First of all, they had to be found. Then he had to stow them on his car. He made sure that the tables and benches were kept clean and neatly lined up. He also collected the leftover food, picked up what had fallen on the floor, gave information and showed the guests the way to the toilet. Finally he brought his load back to the bar, sorted the rubbish, and started again. Nevertheless, he was called a beer mug collector. That was as wrong as it was bulky and unsightly. The bartender was allowed to call himself a waiter, although he did nothing more than pour beer into mugs. There was nothing to wait for in the beer garden. But K. was not envious. He only wished to see his work appreciated. In his limited free time, he wrote poems that were inspired by a longing for the right expression. K. was a great friend of poetry and he was very proud of it. His direct superior, the bartender M., a dull and brutal person, always made fun of K.’s inclination. So did all colleagues and regular guests, who of course were well informed about K.’s double life. There were some among them who, to K.’s knowledge and opinion, could not speak a straight sentence, who had been addicted to alcohol for decades, whose lifes were joyless and miserable and who were not allowed to call anything in the world their own. When K. went near these people, or when the bartender M. joined them, which he did every evening as soon as it was possible, then someone immediately and inevitably talked about K. Supporting schmuck someone called him, another called him leftover-slayer, a third meals-on-wheels. The bar waiter M. christened him sausage-end mortician, a seldom stupid name. One called him chamber pot chauffeur, another said he was the post-taster, which of course was not at all true. It went like this every day and these men kept coming up with a new names. It was not the meanness that angered him, but the ease with which the men assigned the names to him. As if they just had to be picked out of thin air.