Nachdem wir stundenlang unseren Platz auf einer Fensterbank im Erdgeschoß eines Hauses tapfer verteidigt haben, erlöschen zum Zeichen des nahenden Beginns des Feuerwerks die Laternen am Ufer der Giudecca. Plötzlich kommt eine junge Frau und behauptet, da sei doch noch genügend Platz für sie, und wenn man sich auf die Bank stelle, habe man natürlich einen besseren Blick. Und schon steht sie neben mir und ruft per Telefon ihre beiden Freundinnen herbei, sie habe da „einen phantastischen Platz gefunden“. In dem Moment beginnt das Spektakel. Ich will den Anfang gerne filmen, aber sie rempelt mich an. Ich mache einen weiteren Versuch, aber sie hampelt vor meiner Kamera herum. Ich beginne zum dritten Mal, da kommen ihre Freundinnen auch schon an und klettern zu uns hinauf, wobei sie mich wieder so anrempeln, dass der Film nicht zu gebrauchen ist. Alle Leute um uns herum sind fasziniert von dem schönen Feuerwerk und tun das, was man dann tut, nämlich den Mund halten und sonst nichts, während die drei Irren neben mir jubeln, schreien, klatschen und, warum auch immer, den Bürgermeister von der rechtsradikalen Lega für das Feuerwerk loben, als habe der persönlich jede einzelne Rakete ausgewählt. Dazwischen unterhalten sie sich darüber, welcher Nudelsorte die letzte Lichterscheinung ähnelt. – Einen halben Tag saß ich mir den Hintern platt, um diesen Moment zu genießen, und dann erinnern mich die einzigen drei offensichtlich völlig Wahnsinnigen unter siebzigtausend Zuschauern daran, dass es in dieser Welt nichts umsonst gibt.
Three howlers at the fireworks
After bravely defending our place on a windowsill for hours, the lanterns on the banks of the Giudecca are turned off as a sign of the beginning of the fireworks. Suddenly a young woman arrives and claims that there is still enough space, and if we stand on the bench, we will have a better view. An instant later she stands next to me and calls her two friends over the phone, that she found „a fantastic place“. At that moment the spectacle begins. I want to film the beginning, but she bumps into me. I make another try, but she’s jumping around in front of my camera. I start for the third time when her girlfriends arrive and climb up to join us, jostling me again so that the movie is spoilt. All the people around us are fascinated by the beautiful fireworks and do what one usually does, namely to shut up and nothing else, while the three lunatics cheer, shout, clap and, for whatever reason, praise the right-wing mayor from the Lega for the fireworks, as if he personally selected each rocket. In between they talk about which type of pasta resembles the last light phenomenon. – For half a day I sat on my butt only to enjoy this moment, and then the only three obviously completely insane under seventy thousand spectators remind me that in this world there is nothing for free.