Im Café Sperl in Wien

Das Sperl ist inzwischen mein Wohnzimmer geworden. Blöd nur, dass es vier Stunden Bahnfahrt von meinem Schlafzimmer entfernt liegt. Andererseits spare ich mir so die Stromkosten für die Leselampe. Ganz andererseits frage ich mich jeden Tag mehr, was all die fremden Leute eigentlich in meinem Wohnzimmer zu suchen haben. Schleicht’s Euch!

At Café Sperl in Vienna – The Sperl has now become my living room. It’s just a shame that it’s a four-hour train ride from my bedroom. On the other hand, I save the electricity costs for the reading lamp. On the very other hand, I wonder more and more every day what all the strangers are doing in my living room. Get lost y’all!

Neue Metaphern braucht das Land

Selbst wenn mir der Klimawandel egal ist, kann ich das angesichts der verdorrten Wälder und Felder leider nicht mehr damit veranschaulichen, dass „nach mir die Sintflut“ kommen könne.

We need new metaphors – Even if I don’t care about climate change, in view of the withered forests and fields, I can unfortunately no longer illustrate that by claiming that „after me the deluge“ could come.

(erschienen / published in Titanic 6/2024)

Schreckliche Vorstellung

Demnächst findet ja die Wahl zum Europäischen Parlament statt und wie immer, wenn Wahl ist, gewähren einem die Leute tiefe Einblicke in die Untiefen ihres Gemüts. Es scheint mir zwar unwahrscheinlich, dass die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung die absolute Mehrheit gewinnt, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es in Utschl inzwischen ausreichend viele Wahnsinnige gibt, die diesen Clowns zu einem Mandat in Straßburg verhelfen. Man stelle sich nur vor, dieser Irrsinn würde Wirklichkeit und man müsste die nächsten tausend Jahre mit diesen Leuten verbringen und mit allen anderen auch! Wer will das schon? In einer guten Woche werden wir es wissen.

Terrible idea – The elections for the European Parliament are coming up soon and, as always when there is an election, people give you deep insights into the depths of their minds. It seems unlikely to me that the Party for Conventional Medical Rejuvenation Research will win an absolute majority, but I can certainly imagine that there are enough lunatics to help these clowns get a mandate in Strasbourg. Just imagine if this madness became reality and you had to spend the next thousand years with these people and everyone else too! Who wants that anyway? We’ll know in a good week. (On the poster: Unlimited life for all. For faster development of medicine that repairs the damage of aging and allows people to live healthy lives for thousands of years)

Breaking News!

Dem Vernehmen nach hat der russische Autokrat W. Putin keine Lust mehr darauf, dass die ganze Welt mit dem Finger auf ihn zeigt und ihm Schimpfnamen hinterherruft. Daher hat er seinen Diktatorenjob an den Nagel gehängt und im norditalienischen Trento eine Bäckerei eröffnet. Das sei so ein Kindheitstraum gewesen, den er sich nun endlich erfüllt habe, verriet der Tyrann der örtlichen Tageszeitung. Der Vorsitzende der Bäckerinnung, der angeblich den faden Geschmack des Brotes und den hohen Anteil an Sägespänen bemängelte, ist seit einigen Tagen verschwunden, aber damit habe er nichts zu tun, versicherte der Massenmörder. Es ist ja angeblich nie zu spät, sein Leben zu ändern, daher wünschen wir Herrn Putin viel Erfolg.

Breaking News! – According to reports, Russian autocrat V. Putin is no longer interested in the whole world pointing fingers at him and calling him names. That’s why he gave up his dictator job and opened a bakery in Trento, northern Italy. It was a childhood dream that he had finally fulfilled, the tyrant revealed to the local daily newspaper. The chairman of the bakers‘ guild, who allegedly complained about the bland taste of the bread and the high proportion of sawdust, has disappeared for a few days, but he had nothing to do with that, the mass murderer assured. It’s supposedly never too late to change your life, so we wish Mr. Putin every success.

Harter Wettbewerb

Der härteste Wettbewerb der Welt ist mit Sicherheit der weltberühmte oder vielmehr -berüchtigte „Maria Theresia Test“, der alle 128 Jahre stattfindet. Warum nur alle 128 Jahre, fragen Sie? Das sollten Sie besser nicht tun, wenn Sie vorhaben, jemals den „Maria Theresia Test“ abzulegen, denn dann wären Sie vermutlich schon ausgeschieden. Tatsächlich scheinen weder die Teilnehmer noch die Veranstalter zu wissen, was beim „Maria Theresia Test“ eigentlich getestet wird, aber das ist für wagemutige und leichtfertige Zeitgenossen wohl die Herausforderung. Ehemalige Kandidaten schweigen eisern, manch einer hat sich sogar lieber selbst erdrosselt, als Auskunft darüber zu geben, was er hinter den, wie in einem Hochsicherheitsgefängnis gesicherten Türen des „Maria Theresia Tests“ erlebt hat. Sollte tatsächlich jemand jemals den „Maria Theresia Test“ bestanden haben, hat es die Welt nie erfahren. – Wie bitte? Wann der nächste Test stattfindet? Das kann jetzt nicht Ihr Ernst sein! Schwachkopf!

Tough competition – The toughest competition in the world is certainly the world-famous or rather infamous “Maria Theresia Test”, which takes place every 128 years. Why only every 128 years, you ask? It’s best not to do this if you ever plan on taking the Maria Theresia Test, as you would probably have already been eliminated. In fact, neither the participants nor the organizers seem to know what is actually being tested in the “Maria Theresia Test”, but that is probably the challenge for daring and careless contemporaries. Former candidates remain steadfastly silent; some have even preferred to strangle themselves rather than provide information about what they experienced behind the doors of the “Maria Theresia Test”, which were secured as if in a high-security prison. If someone actually ever passed the “Maria Theresa Test,” the world never knew. – I’m sorry, what? When will the next test take place? You can’t be serious now! Moron!

Im Café Goldegg in Wien

Wie man schon aus La Fontaines Fabel lernen kann, ist es manchmal besser, es nicht allzu genau wissen zu wollen. Darum lassen wir das Ei ruhig dort drüben sitzen und stellen ihm keine dummen Fragen.

At Café Goldegg in Vienna – As you can learn from La Fontaine’s fable, sometimes it’s better not to know too much. That’s why we let the egg sit quietly over there and don’t ask any stupid questions.

Neues aus dem Tierreich (21)

Da der Lärm in den Städten immer mehr zunimmt, haben die Singvögel zunehmend Probleme zu kommunizieren. Einige Arten sind deshalb inzwischen dazu übergegangen, sich schriftlich zu verständigen.

News from the animal kingdom – As noise in cities increases, songbirds have more and more problems communicating. Some species have therefore now switched to communicating in writing. (*cheep*)

Neues aus der Botanik (4)

In Zeiten gestiegener Stromkosten und einer dringend notwendigen Energiewende ist es ein glücklicher Umstand, dass sich ein aus China eingeschleppter Neophyt hierzulande rasend schnell verbreitet. Der Leuchtefeu strahlt nachts ein angenehm warmes Licht ab, das besonders auf für Romantik und Kitsch anfällige Gemüter eine solch starke Wirkung hat, dass sie wie die Motten unter lauten Oh!- und Ah!-Rufen bis zur Erschöpfung darum herumflattern, nicht selten bis zum Exitus. So spart die Gesellschaft nicht nur den Strom für die Straßenbeleuchtung, sondern wird außerdem auf preiswerte Art eine Menge Nervensägen los.

News from botany – In times of rising electricity costs and an urgently needed energy transition, it is a fortunate circumstance that a neophyte introduced from China is spreading rapidly in this country. At night, the luminous ivy emits a pleasantly warm light, which has such a strong effect, especially on people who are prone to romance and kitsch, that they flutter around it like moths with loud cries of Oh! and Ah! until they are exhausted, and often until exitus. In this way, society not only saves electricity for street lighting, but also gets rid of a lot of nags in an inexpensive way.

(gesehen / seen in New Zealand)