Aus dem Familienalbum (78)

Als mein Vater einmal auf die Hunde seiner Schwester aufpassen sollte, die er hasste, also die Hunde, nicht die Schwester, weil diese nämlich in Urlaub fahren wollte und die Hunde aber nicht mitnehmen konnte, da geschah es schon am ersten Tag, dass beide Hunde im Gartenteich ersoffen. „Waren wohl Nichtschwimmer. Woher soll ich das wissen? Sieht man ihnen ja nicht an. Hat mir niemand gesagt“ verteidigte er sich parataktisch. Die Taktik würde ihm bei der Rückkehr der Schwester allerdings nicht helfen, das wusste er. Also rief er sie an und erzählte ihr, dass es den Hunden so gut bei ihm gefalle, dass sie gar nicht mehr weg wollten. Sie hätten sich unter Tränen über das herrische Gehabe der Schwester und den ständigen Befehlston beschwert. Und so leid es ihm tue, aber da müsse er den beiden Recht geben. Weil er aber ein so großes Herz habe, bitte er nun im Namen seiner neuen Freunde darum, dass die Schwester sie frei geben möge. Meine Tante war natürlich perplex, aber da sie es gar nicht mochte, wenn man ihre natürliche Autorität in Frage stellte, schrie sie so laut durchs Telefon, dass ich sie sogar in meinem Zimmer hören konnte, er, ihr Bruder, sei ja wohl das Allerletzte und er und seine intriganten Kumpel könnten ihr gestohlen bleiben. Mein Vater hat dann aus einem alten Mülleimer zwei Hunde ausgeschnitten, die den verblichenen Tölen sogar ähnlich sahen und sie im Garten aufgestellt. Nachdem der Zorn der Schwester etwas verraucht war, kam sie zu Besuch, aber mein Vater ließ sie nicht in den Garten mit der Begründung, die beiden wollten sie nicht sehen. Meine Tante brauste schnaubend ab und kaufte sich ein Aquarium. Die beiden Blechköter aber stehen heute noch im Garten und rosten vor sich hin.

From the family album – Once, when my father was supposed to look after his sister’s dogs, whom he hated—the dogs, not his sister—because she wanted to go on vacation but couldn’t take them with her, both dogs drowned in the garden pond on the very first day. „They were probably non-swimmers. How was I supposed to know? You can’t tell by looking at them. Nobody told me,“ he defended himself paratactically. However, he knew that this tactic wouldn’t help him when his sister returned. So he called her and told her that the dogs loved being with him so much that they didn’t want to leave. They had tearfully complained about his sister’s bossy behavior and constant commanding tone. And as sorry as he was, he had to agree with them both. But because he had such a big heart, he now asked his sister, on behalf of his new friends, that his sister would release them. My aunt was naturally perplexed, but since she didn’t like it when her natural authority was questioned, she shouted so loudly down the phone that I could even hear her in my room. He, her brother, was the lowest of the low and that she couldn’t care less about him and his scheming cronies. My father then cut two dogs out of an old trash can, which even resembled the deceased dogs, and put them in the garden. After his sister’s anger had subsided somewhat, she came to visit, but my father wouldn’t let her into the garden, saying they didn’t want to see her. My aunt snorted and went off and bought herself an aquarium. The two tin dogs are still standing in the garden today, rusting away.