Wie es wirklich war (12)

Eines Tages war es das Burgfräulein leid, dass die Burg zwar einige Dutzend Schießscharten hatte, aber keine Öffnungen, durch die man die schöne Landschaft betrachten oder mit einem hübschen Ritter flirten konnte. Vor allem aber fiel durch die Scharten nicht genügend Licht, um ihre Schönheit sichtbar zu machen. Tatsächlich war es in der Burg so dunkel, dass man ständig gegen geschlossene Türen lief oder auf der Treppe stolperte. Darum bat sie ihren Vater, ein paar der Schießscharten zu Schauscharten zu vergrößern, doch der war strikt dagegen, denn das sei aus militärischer Sicht Unfug. Das Fräulein war aber nicht davon abzubringen und baute die Schießscharte in ihrem Gemach deshalb heimlich zu einer Schauscharte um. Dabei wurde sie von einem zwar hübschen, aber feindlichen Ritter gesehen und mit einem gut gezielten Pfeil erschossen. Seitdem sind Schießscharten zum Glück aus der Mode gekommen, dennoch hat sich für die Öffnungen, aus denen wir die Landschaft bewundern und hübschen Rittern zuwinken, die Bezeichnung Schauscharte nicht durchsetzen können, weshalb wir sie heute noch unzutreffend Finster nennen.

How it really was – One day the damsel of the castle got tired of the fact that the castle had a few dozen embrasures but no openings through which one could admire the beautiful landscape or flirt with a handsome knight. Above all, however, not enough light fell through the gaps to make her beauty visible. In fact, it was so dark in the castle that you kept running into closed doors or tripping on the stairs. So she asked her father to enlarge some of the arrow slits to viewing slits, but he was strictly against it, because from a military point of view that was nonsense. However, the young lady could not be dissuaded and therefore secretly converted the arrow slit in her room into a viewing slit. She was seen by a handsome but hostile knight and shot with a well-aimed arrow. Since then, embrasures have fortunately gone out of fashion, but the denomination for the openings from which we admire the landscape and wave at handsome knights has not prevailed, which is why we still incorrectly call them windarks. (silly wordplay with the german expression für ‚gloomy‘)