Aus dem Familienalbum (10)

Meine Großeltern lebten in einer kleinen Wohnung und besaßen nicht viele Möbel, aber das Wohnzimmer wurde von einem fast zwei Meter großen ausgestopften Bären beherrscht. Wer nicht darauf gefasst oder zum ersten Mal zu Besuch war, bekam einen Schock, von dem sich manche, so sagt man, nie wieder erholt hätten. Der Bär hatte überall kahle Stellen und er roch furchtbar, aber im Halbdunkel war er durchaus noch in der Lage, Schrecken zu verbreiten. Meine Großmutter weigerte sich, das Monstrum auch nur anzurühren und ignorierte es. Mein Großvater behauptete, den Bären im Krieg in Russland persönlich geschossen zu haben, doch wir alle wussten, dass er erstens seiner starken Kurzsichtigkeit wegen gar nicht eingezogen worden war und zweitens den Bären bei einem Trödler gekauft hatte, denn am Hintern des Tieres baumelte noch das Preisschild über 50 Reichsmark, das er aufgrund seiner Kurzsichtigkeit natürlich nicht sehen konnte.

From the family album – My grandparents lived in a small apartment and did not have much furniture, but the living room was dominated by a nearly two meter tall stuffed bear. Those who were not prepared for it or visited for the first time, got a shock that, some say, some never recovered from. The bear had bleak spots everywhere and smelled awful, but in the semi-darkness he was quite able to spread terror. My grandmother refused to even touch the monster and ignored it. My grandfather claimed to have personally shot the bear during the war in Russia, but we all knew that he had not been drafted because of his strong shortsightedness and secondly that he had bought the bear from a junk dealer because the Price tag over 50 Reichsmark was dangling from the beast’s bottom, which of course he could not see because of his shortsightedness.